Körperkultivierung statt Freizeitbeschäftigung

Allgemein, Sichtweisen, Taiji Juan

Taijiquan – ganzheitliches Körperkonzept oder Kultivierung des Körpers

Wir waschen mehrfach am Tag unsere Hände, mindestens einmal täglich das Gesicht. Die Zähne putzen wir uns mindestens dreimal täglich. Unsere Haare und unseren Körper waschen wir ebenfalls mindestens einmal am Tag. Unsere Handnägel schneiden wir mindestens einmal in der Woche. Das Schneiden der Fußnägel und das Waschen der Füße, die Ohren- und Nasenreinigung gehören ebenfalls zur Körperpflege, werden aber eher stiefmütterlich behandelt, weil die Gliedmaßen entweder zu weit entfernt für unser Bewußtsein oder erst gar nicht in Sichtweite dessen sind. So verhält es sich ebenauch mit unserem gesamten Körper. Wir sehen täglich unseren Körper aber wir kommen nicht auf die Idee diesen zu kultivieren.

Stattdessen bemühen wir uns vergeblich einer in der katholischen Kirche als Todsünde bezeichneten Geisteshaltung hinterher zu laufen; der Eitelkeit (Superbia). Wir wollen schlank sein, einen ausgeprägten Tonus besitzen, viel Muskelmasse zur Schau tragen, eine makellose Haut und weißgebleichte Zähne präsentieren. Die Haare dürfen nicht ergrauen und die Augen müssen funkeln. Unsere Motivation ist koketieren um Erfolg. Wir bulen um Anerkennung und schaffen Neid und Mißgunst und erschaffen dadurch eine weitere Sünde. Wir bekommen Bewunderung und verfallen in schwachen Momenten wieder in alte Gewohnheiten und wundern uns warum unsere Bemühungen zum wiederholten Male gescheitert sind.

Durch zu Hilfe nahme von chemischen Präparaten (bsp. Anabole, Körperpflegemittel die den Säureschutzmantel unserer Haut auflösen, Abnahmepräperate) , zerstören wir unseren Körper von Innen sowie von Außen für den Augenblick des Glücks. Ein Großteil der Menschheit hat die Kultivierung des Körpers verlernt. Wir treiben Sport der Gesundheit wegen. Sport ist ein Leistungsmonitor; wir sind dazu in der Lage unserer Eitelkeit vollen Ausdruck zu verleihen, in dem wir uns mit der erbrachten Leistung mit unserem Mitmenschen messen.

Dies hat aber nichts mit Kultivierung zu tun. Bei der Kultivierung ist der Motor und die damit verbundene Motivation kein Ziel sondern ein Weg. Sowie man zum Putzen der Zähne eine Zahnbürste und ein Zahnputzmittel braucht, benötigt man auch zur Kultivierung des Körpers ein Vehikel. Dafür haben die alten Taoisten beispielsweise eine Vielzahl von sogenannten Gong-(oder Kung) Übungen oder Yoga-Übungen und das Taijiquan geschaffen. Die bekanntesten Gong-Übungen sind wohl Qi-Gong, wobei es auch hier unzählige Unterkategorien gibt. Weitere Gong-Übungen sind Nei- oder Dong-Gong. Alle verfolgen unterschiedliche Kultivierungsziele. Während die einen auf energetischer Ebene wirken, zielen die anderen auf die Dehnung des Gewebematerials ( Muskeln, Sehnen, Bänder, Bindegewebe, Haut ), andere wiederum auf die Stärkung des Körpers, einige auf die Erweiterung des Atemumfangs und andere auf die Durchblutung des Knochenmarkes.