Lange kochen oder nicht ? – Kraftbrühen

Nahrung, Sichtweisen

In der chinesischen Medizin wird das lange Kochen als Transformation von der Substanz in Energie beschrieben. Nach dem die Zutaten zerfallen sind, werden sie weil sie nicht mehr schmackhaft sind ausgesiebt. Zurück bleibt Qi – Energie oder anders bezeichnet eine Kraftbrühe. Selbst meine Eltern kochen heute noch bei dem kleinsten Anzeichen einer Erkältung eine kraftvolle Suppe, deren Grundlage häufig ein Suppenhuhn ist, das mindestens 4-5 Stunden samt Haut eingekocht wird. Auch ich bereite mir beim Anzeichen einer Erkältung eine solche Brühe, die ich dann mit Ingwer, Ginseng und oder Astragalus Wurzel anreichere, zu. Zuletzt wird der Sud abgeschöpft und getrunken. Die restlichen Zutaten sind im Grunde dann nur noch Abfallprodukte, die keine Nährstoffe mehr besitzen. Karola Schneider schreibt in Ihrem Buch „Kraftsuppen nach der Chinesichen Heilkunde“ auf Seite 12: „In Asien ist es immer noch üblich, ständig einen Tontopf auf dem Herd stehen zu haben, in dem die Gemüse- und Fleischreste ausgekocht werden. Zum besonderen Anlass einer Hochzeit wird dem Paar schon einmal eine wochenlang geköchelte Kraftbrühe serviert, um die Nieren für die ewartete Zeugung der Nachkommen zu stärken.

Die Traditionelle Chinesische Medizin ist der Auffassung, das das vorgeburtliche Qi, die Quelle des Lebens, zum Einen durch den Samen und die Eier der Eltern übertragen und in den Nieren gespeichert wird. Desto kraftvoller also hier das Qi im Elternleib ist, um so mehr Energie geht auf das ungeborene Leben über. Zum Anderen werden die Menschen aus Sicht der Taoisten und Buddhisten durch frühere Leben mit mehr oder weniger vorgeburtlichem Qi ausgestattet, was vom Leben und dem Wirken der Person abhängig ist.

Während die Ansicht, das die Lebensenergie sowohl quantitativ als auch qualitativ von den Eltern auf die Nachkommen übergeht, heute durch Negativbeispiele des menschlichen Verhaltens in den letzten 100 Jahren, also durch Konsum von oder durch Berührung mit körperschädigenden Substanzen belegt werden kann, ist die zweite Sichtweise, die Reinkarnation, eine Frage des Glaubens, daher spiritueller Natur.

Die Nahrung stellt nach Ansicht der chinesichen Lehre 70% des nachgeburtlichen Qi. Daher nimmt die Zubereitung der Speise und die Auswahl der Zutaten einen hohen Stellenwert ein. Es geht bei der Zubereitung der Speisen aber nicht um besondere geschmackliche Raffinesse, sondern vielmehr um Harmonisierung des Körpers im Wandel des Lebenszyklusses.