Vergleich der 13 Prinzipien nach Yang Chenfu und der 10 Prinzipien nach Yang Zhenduo

Allgemein, Bewegungslehre, Taiji Juan

An dieser Stelle vergleiche ich die Prinzipien zweier Generationen des Yang Stil – Taijiquan sowie sie an uns weiter gegeben wurden und kommentiere sie mit eigenen Gedanken, die ich im Laufe meiner weiteren Erforschung ergänze, oder vielleicht sogar gänzlich verwerfe:

„Seek stillness in movement – Suche / Suche die Bewegungslosigkeit in der Bewegung“ heisst es bei Yang Chengfu. Nach Yang Zhenduo ist die deutsche Übersetzung reduziert auf und verändert in „Die Ruhe in der Bewegung“.

Kommentar: Oberflächlich betrachtet ändert sich vielleicht nicht viel und man könnte leichtfertig von Spitzfindigkeiten sprechen, wenn man „stillness“ eben nicht mit „Ruhe“ sondern mit dem richtigen englischen Begriff „Bewegungslosigkeit“ übersetzt. Dennoch sind Bewegungslosigkeit und Ruhe nicht gleichwertige Begriffe auch wenn wir Ruhe häufig synonym verwenden, um auszudrücken das etwas unbewegt ist.

Geht es in diesem Prinzip wirklich darum den Geist zur Ruhe kommen zu lassen ? Geht es wirklich darum die Emotionen zu besänftigen ? Geht es bei diesem Prinzip wirklich um die Harmonisierung des körperlichen Gleichgewichts ?

Vielleicht versteckt sich hier mehr eine Eselsbrücke für den Praktizierenden, die ihn daran erinnert, dass in Bewegungen der Taille wie im Übergang von „Schützen nach rechts“ zu „Ziehen“ beispielsweise, die Arme und die Hüfte unbeweglich bleiben sollen. Dennoch bewegen sich die Arme und die Hände um nahezu 1m auf einer Kreisbahn um die Körperachse durch Drehung der Taille. Betrachtet man den Übergang von der Figur „Peitsche“ in die Figur „Hände heben“ werden auch hier die Arme durch die Rotation der Taille bewegt. Ausserdem werden die Füße, d.h. die Beine ebenfalls durch die Taillendrehung und Gewichtung in Bewegung versetzt. Dennoch sind die angesprochenen Körperteile unbewegt.

Durchaus wäre eine strategische Botschaft für den Nahkampf hier auch denkbar. Ein regloses Körperteil im bewegten Körper könnte auch mit einer Art Steifheit gleichgesetzt werden. Steifheit eines Körperteiles führt häufig zu einer Verkettung von der umgebenden Muskulatur und den verbindenden Gelenken. Dieses Körperteil im Kontrahenten zu suchen, könnte einen entscheidenden strategischen Vorteil bringen. Allerdings sei gesagt, dass wir uns hier bereits in der Ringer-Distanz, also Würfe, Griffe, Hebel und Locks, befinden.

In jedem Yang findet sich auch ein Yin. Ist Yang vollendet, war Yin bereits da. Ist Yin abgeschlossen, hat Yang längst begonnen.

Die dreizehn Prinzipien des Taijiquan nach Yang Chenfu

Allgemein, Taiji Juan

Generally speaking, there are thirteen important points in taijiquan. These are:

  • Sink the shoulders and drop the elbows;
  • contain the chest and pull up the back;
  • the qi sinks to the dantian;
  • an intangible energy lifts the crown of the head;
  • loosen the waist and kua;
  • distinguish empty and full;
  • upper and lower follow one another;
  • use mind intent, not strength;
  • inner and outer are united;
  • intention and qi interact;
  • seek stillness in movement;
  • movement and stillness are united;
  • proceed evenly from posture to posture.

These thirteen points must be attended to in each and every movement. One cannot neglect the concept of these thirteen points within any of the postures. ( Quelle: Yang Chengfu, The Essence and Applications of Taijiquan – translated by Louis Swaim, Kindle-Edition, S.11 )

Orientierungssystem im Raum

Bewegungslehre, Rolfing

Im Buch „Rolfing – Wie sie ihren Körper ins Lot bringen“ schreibt Hubert Godard auf S.141 in der Einführung des Kapitels Verbesserung der sensorischen Dynamik über den Orientierungsvorgang im Raum und beschreibt die zwei Systeme, die dem Vorgang zu Grunde liegen.

Es gibt zwei Systeme, die Organismen nutzen um sich am Schwerkraftfeld der Erde auszurichten:

  1. visuelle Orientierung – genannt Raumorientierung
  2. taktile Orientierung – genannt Substratorientierung

Bei der Raumorientierung sucht sich das Auge einen senkrechten Gegenstand in der Umgebung als Bezugspunkt, während sich die Substartorientierung des Tast- und des Gehörsinns bedient um den menschlichen Körper im Schwerkraftfeld der Erde senkrecht auszurichten.

Aus diesen zwei unterschiedlich wirkenden Systemen ergeben sich unterschiedliche Handlungspotenziale:

Die Fähigkeit zum Tragen, Wegstoßen und Kämpfen wird durch die Substratorientierung und die Fähigkeit zum Reichen oder in eine Richtung zu zeigen durch die Raumorientierung gefördert, so Hubert Godard.

Godard progonstiziert ein besseres Gleichgewicht und eine verbesserte Atmung durch die Erweiterung des Bewegungspotenzials, wenn die Fähigkeit beide Orientierungssysteme zu nutzen, erworben wird.

Welchen Typ der Orientierung nutzt Du ? Bist Du ein Mensch der sich visuell am Raum orientiert oder nutzt Du deinen Tastsinn und dein Innenohr um dich am Substrat zu orientieren ?

Stell Dich auf ein Bein und schließ die Augen. Fällt es Dir leicht bei geschlossenen Augen auf einem Bein zustehen ? Dann nimmst Du Deine Ausrichtung im Raum eher über das Substrat wahr. Wird es einfacher wenn Du deine Augen öffnest ? Dann richtest DU dich wohl eher visuell im Raum aus.

Hier könnt Ihr mir euer Ergebnis mitteilen.

Lange kochen oder nicht ? – Kraftbrühen

Nahrung, Sichtweisen

In der chinesischen Medizin wird das lange Kochen als Transformation von der Substanz in Energie beschrieben. Nach dem die Zutaten zerfallen sind, werden sie weil sie nicht mehr schmackhaft sind ausgesiebt. Zurück bleibt Qi – Energie oder anders bezeichnet eine Kraftbrühe. Selbst meine Eltern kochen heute noch bei dem kleinsten Anzeichen einer Erkältung eine kraftvolle Suppe, deren Grundlage häufig ein Suppenhuhn ist, das mindestens 4-5 Stunden samt Haut eingekocht wird. Auch ich bereite mir beim Anzeichen einer Erkältung eine solche Brühe, die ich dann mit Ingwer, Ginseng und oder Astragalus Wurzel anreichere, zu. Zuletzt wird der Sud abgeschöpft und getrunken. Die restlichen Zutaten sind im Grunde dann nur noch Abfallprodukte, die keine Nährstoffe mehr besitzen. Karola Schneider schreibt in Ihrem Buch „Kraftsuppen nach der Chinesichen Heilkunde“ auf Seite 12: „In Asien ist es immer noch üblich, ständig einen Tontopf auf dem Herd stehen zu haben, in dem die Gemüse- und Fleischreste ausgekocht werden. Zum besonderen Anlass einer Hochzeit wird dem Paar schon einmal eine wochenlang geköchelte Kraftbrühe serviert, um die Nieren für die ewartete Zeugung der Nachkommen zu stärken.

Die Traditionelle Chinesische Medizin ist der Auffassung, das das vorgeburtliche Qi, die Quelle des Lebens, zum Einen durch den Samen und die Eier der Eltern übertragen und in den Nieren gespeichert wird. Desto kraftvoller also hier das Qi im Elternleib ist, um so mehr Energie geht auf das ungeborene Leben über. Zum Anderen werden die Menschen aus Sicht der Taoisten und Buddhisten durch frühere Leben mit mehr oder weniger vorgeburtlichem Qi ausgestattet, was vom Leben und dem Wirken der Person abhängig ist.

Während die Ansicht, das die Lebensenergie sowohl quantitativ als auch qualitativ von den Eltern auf die Nachkommen übergeht, heute durch Negativbeispiele des menschlichen Verhaltens in den letzten 100 Jahren, also durch Konsum von oder durch Berührung mit körperschädigenden Substanzen belegt werden kann, ist die zweite Sichtweise, die Reinkarnation, eine Frage des Glaubens, daher spiritueller Natur.

Die Nahrung stellt nach Ansicht der chinesichen Lehre 70% des nachgeburtlichen Qi. Daher nimmt die Zubereitung der Speise und die Auswahl der Zutaten einen hohen Stellenwert ein. Es geht bei der Zubereitung der Speisen aber nicht um besondere geschmackliche Raffinesse, sondern vielmehr um Harmonisierung des Körpers im Wandel des Lebenszyklusses.

Vollkorn-Reissuppe

Nahrung

Hier kommt ein köstliches Rezept für eine kraftvolle Speise, die nach Auffassung der Traditionellen Chinesischen Medizin Chi und Blut stärkt und die Nieren Essenz nährt.

Süße Variante der Reissuppe mit Honig und Safran

Süße Variante der Reissuppe mit Honig und Safran

Sie heisst chinesisch Shi-Fan. Umgangssprachlich ist sie bei uns auch als Congee bekannt.

Man sollte Vollkornreis poliertem Reis immer den Vorzug geben. Er hat einen höheren Nährwert. Er ist eine gute Quelle für die Vitamine B1 und B2, sowie für Niacin und Eisen.

Selbst in buddhistischen Texten über Medizin findet man Aussagen Buddhas über Reis:

„Die Reissuppe schenkt zehn Dinge: Leben und Schönheit, Leichtigkeit und Kraft, sie vertreibt Hunger, Durst und Wind, sie reinigt die Blase und die Niere und fördert die Verdauung.“

Vollkornreis vor der Zubereitung

Vollkornreis vor der Zubereitung

Karola Schneider beschreibt in Ihrem Buch „Kraftsuppen nach der Chinesischen Heilkunde“ das die Reissuppe in vielen Gegenden Chinas zum Frühstück mit Maiskörnern, Kastanien, Sojabohnen, Eieren, sauer eingelegte Gemüse oder fritierte Erdnüsse gegessen würde. Dabei mischten die „Köche“ die Zutaten extra auf Wunsch der Kunden frisch zusammen. Dünn geschnittenes Fleisch, Fisch oder Innereien würden mit Ingwer oder Frühlingszwiebeln der Speise beigefügt.

Das Grundrezept für 4 Schalen :

  • 136g Vollkornreis
  • 5 x 3/4 Tasse Wasser

Der Reis wird zunächst auf höchster Stufe gekocht um dann anschließend bei kleiner Stufe 2-4 Stunden zu köcheln. Je länger der Reis köchelt um so kräftigender ist er für Qi und Blut.

Vollkornreis nach 2 Stunden köcheln im Topf

Vollkornreis nach 2 Stunden köcheln im Topf

Als süße Variation habe ich hier ein sehr geschmackvolles Rezept, das man auch am Nachmittag anstelle Gebäcks essen kann:

Zu dem Grundrezept gibt man 15min vor dem servieren:

  • 3 Eigelb
  • 1 Prise Safran
  • 1 EL Butter
  • 3 TL Honig
  • 1 Prise Zimt

Gegessen wird die Reissuppe warm

Suppe nach ca.3 Stunden vor Zugabe von Butter, Safran, Honig und Zimt

Suppe nach ca.3 Stunden vor Zugabe von Butter, Safran, Honig und Zimt

Huang Qi – Astragali Radix

Allgemein, Nahrung

Huang Qi (Astragali radix) ist eines der überlegenen Kräuter und besonders als geeignet bei Schmerzen, Eiter, Hämorrhoiden und „hunderten von Kinderleiden“ beschrieben. Huang Qi (Astragali radixs) oder Mongolischer

Huang Qi - Astragali Radix

Huang Qi – Astragali Radix

Tragant wird traditionell vor allem jüngeren Patienten verordnet. Auch bei Mangelsyndromen der Milz wird dieses Qi-Tonikum häufig eingesetzt. Huang Qi gehört zu den sehr mild wirkenden Kräutern der Traditionellen Chinesischen Medizin. In neueren Studien wurde die Bedeutung als Mittel zur Stärkung des Immunsystems untermauert.

  • Geschmack: süß
  • Funktionskreis: Lunge, Milz, Pankreas
  • Wirkort: Lunge, Pankreas, Magen
  • Wirkrichtung: emporhebend
  • Anwendung als Tonikum oder Dekokt

Zubereitung als Dekokt:

16gr auf 1l Wasser ca. 30 min köcheln lassen

Flüssigkeit in einen Behälter abgiesen, weitere 750ml Wasser zu den 16gr Huang Qi geben und wieder 30min köcheln. Beide Flüssigkeiten vemengen und über zwei Tage jeweils 2 Gläser warmen Dekokt trinken. Um die Wirkung zu verstärken kann man einen Teelöffel Honig beigeben.

Ich habe in Verbindung mit Ren Shen – Ginseng Wurzel – und einigen Suppengemüsen vegane Brühen als Basis für Soßen oder kräftigende Suppen bereits zubereitet, die ich erfolgreich bei Erkältungen anwenden konnte.

Die Wirkung, die Steigerung oder Aktivierung des Qis ist gerade nach sportlichen Leistungen sehr nützlich.

Ist das Dantian eine Bindegewebsschicht ?

Allgemein, Gong-Übungen, Rolfing

Seit einigen Tagen brennt mir diese Frage auf den Nägeln. Daher habe ich zunächst in einem anderen Beitrag so gut ich konnte das Dantien erläutert und auch zu verstehen gegeben, dass es sich bei dem Dantian bislang mehr oder weniger um einen visualisierten Bereich unseres Körpers handelt, der nach streng wissenschaftlichen Methoden nicht belegbar ist.

Da die chinesische Sprache und Schrift sehr bildhaft ist und zuweilen sehr mystisch, märchenhaft wirkt, legt sich mir die Vermutung nah, dass man bei Übersetzungen mehr interpretierte als da wirklich war, nämlich die Realität. Ein Beispiel aus Frieder Anders Buch „TAICHI – Grundlagen der fernöstlichen Bewegungskunst“ auf Seite 80 verdeutlicht vielleicht meine Vermutung: “ Eine weitere wichtige Säule der chinesischen Medizintheorie stellt die Meridianlehre (ching-lo hsüeh) dar. Auch hier erweist es sich wieder als nützlich, von der Zeichenbedeutung auszugehen, um den tiefern Inhalt des Begriffs „Meridian“ zu erfassen.

Von alters her werden die Meridiane ching-lo genannt. Das Zeichen ching bedeutet in seiner Urform

Kettenfaden eines Gewebes„…. Das Zeichen lo bedeutet „Netzwerk“ oder „Gewebe“ und kann verbal die Bedeutung „vereinigen“ und „verbinden“ haben.

In der zeitgenössichen chinesischen Medizintheorie werden mit dem Begriff ching

2500 Jahre alte Tafel mit allen "Meridianen" und Akkupunkturtafeln

2500 Jahre alte Tafel mit allen „Meridianen“ und Akkupunkturtafeln

die Hauptmeridiane bezeichnet, mit dem Begriff lo dagegen die Nebengefäße und Seitenarme, durch welche die Hauptmeridiane und ihre Energiepunkte miteinander verbunden sind. …

Nimmt man nun die Erkenntnisse Dr.Ida Rolfs und der Rolfer über die Funktion des Bindegewebes im menschlichen Körper, das aus einzelnen „Fäden“ ein organisches Netzwerk bildet, dass die Organe, die Knochen und Muskeln in Position hält einerseits und belässt die Begriffe ching und lo in ihren ursprünglichen Bedeutungen, nämlich „Kettenfaden eines Gewebes“ und „Netzwerk“, liegt die Vermutung nahe, dass die traditionelle chinesische Medizin einen ihrer wichtigsten Strategien zur Erhaltung der Gesundheit und zur Genesung im gesamten Netzwerk des Bindegewebes findet. Meridiane sind damit nicht mehr metaphysische Erscheinungen, die wie ein unsichtbarer Mantel außerhalb des physikalischen Körpers liegen.

Jean Pierre Barral – französicher Osteopath – hatte vor mehr als 20 Jahren erkannt, dass sich erkrankte Organe auf die Wirbelsäulengelenke auswirken. Er entdeckte, dass es für jedes Organ eine klar vorgegebene Bewegungsachse gibt, um die sich das Organ bewegt. Jedes Organ ist von einer Bindegewebsschicht umhüllt, die sich an einzelnen Stellen zu Bändern formt, um das Organ in der Körperhölung zu befestigen. So ist die Leber beispielsweise an der Bindegewebsschicht des Zwerchfells aufgehängt. Es gibt aber neben der Hüllschicht um das Organ eine weitere Schicht, eine flüssige Gleitschicht. Diese ermöglicht die Bewegung der Organe im Verhältnis zueinander. („Rolfing – Wie Sie Ihren Körper ins Lot bringen“ von Peter Schwind, S. 107) Durch unsere Atmung drückt das Zwerchfell auf die Organe in der Bauchhöhle. Wohin sich die Organe bewegen, hängt davon ab wo die Bandbefestigungen der Organe sind. Außer der Bewegung, die durch die Atmung verursacht wird, gibt es eine weitere zyklische Organbewegung, die Barral Motalität bezeichnete. Sie ist gering, stammt laut Barral aus der Embryonalzeit und vermutlich erinnern sich die Organe an diese Bewegung und führen diese immer wieder durch.

Was hat das alles nun mit dem Dantian zu tun ?

Jede Körperhölung besitzt wie wir heute wissen Bindegewebsschichten, die miteinander vernetzt sind und kleinste Spannungen, Torsionen, Bewegungen aus dem inneren des Schädels bis in den kleinen Zeh transportieren und anders herum (siehe “Rolfing – Wie Sie Ihren Körper ins Lot bringen” von Peter Schwind). In dem Beitrag zum Dantian hatte ich erläutert, dass in jeder „großen“ Körperhölung, also Schädel, Brust und Bauch, jeweils Sitz eines Dantians ist.

Wenn nun auch das Dantian kein metaphysisches Konzept sondern ganz konkret eine Bindegewebsschicht ist, also beispielsweise die endothorakale Faszie, die Innenauskleidung des Brustraums, die mit den großen Hüllschichten des Beckens verbunden ist usw., die wir durch bestimmte Übungen aktivieren könnten ? Wären dann Qi-Gong-Übungen eine Methode unser Bindegewebe und damit unsere mit dem Bindegewebe verbundenen Organe beweglich und kraftvoll zu halten ?

In „Wu – ein Deutscher bei den Meistern in China“, von Maik Albrecht und Frank Rudolph schreibt Albrecht auf Seite 315: „Wenn ich mit Meister Li unterwegs bin, beobchtet mein Lehrer die Menschen sehr genau. Begegnen wir alten Menschen, die sich ganz offensichtlich keiner guten Gesundheit erfreuen, weist er mich auf ihren schlechten Unterbau hin. Ist der dipan instabil, werden Körper und Geist darunter leiden. … Die Bewegungsmöglichkeiten sind eingeschränkt, und andere Teile des Körpers werden wie in einer Kettenreaktion sehr wahrscheinlich nach und nach davon betroffen sein…..Mehrere Meister haben mich schon darauf hingewiesen, dass der gesamte Hüftbereich extrem wichtig sei. Hier ist ein wichtiges Kontrollzentrum des Körpers.“

DAN TIAN – Dantian

Gong-Übungen, Taiji Juan

Mystik, Glaube oder Wissen. Wie erklärt man ein Phänomen, das in einem Teil der Welt Realität ist und doch für den Rest der Welt nicht fassbar scheint – noch nicht !? Das Dantian stellt den Menschen, der sich mit Tai Chi Chuan, dem Qigong oder einer anderen Kampfform ernsthaft beschäftigt vor eine große Herausforderung: zunächst muss man sich auf die Existenz einer im Körper befindlichen Struktur, eines „Energiezentrums“, manchmal findet man auch den Versuch es als eigenständiges Organ zu beschreiben, einstellen. Dann muss man akzeptieren, dass sich dort das Energiezentrum, der Schwerpunkt, also der Hauptsitz unserer Kraft befindet. Weiter muss man in diesem Dan Tian die Kraft sammeln und dorthin lenken, wo man sie braucht; und zu guter letzt setzt beispielsweise der Chen Stil des Taiji Chuans eine bewusste Rotation im und entgegen des Uhrzeigersinns vorraus, um den Stil der spiralförmigen Bewegungen „korrekt“ zu erlernen.

Die westliche Anatomie kennt das Dan Tian nicht. Als Organ ist es weder lokalisierbar noch fassbar,

mittleres Dantian als Mondsichel unteres Dantian als Schmelztigel

mittleres Dantian als Mondsichel
unteres Dantian als Schmelztigel

geschweige denn das es jemals ein Mensch zu gesicht bekommen hätte. Trotzdem deckt sich zu 99% die Lokalisierung des Dan Tians in nahezu jeder Literatur. Es befindet sich ca. 3-4 Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels innerhalb der Bauchhöhle am Rückgrat. „…, the dan tian refers to what is actually the lower dan tian in Chinese medicine: a point about three fingers below the navel and about a third of the way in toward the spine.“ schreibt Mark Chen in „Old Frame Chen Family – Taijiquan“ auf Seite 50. Warum eigentlich „lower dan tian“ ? Gibt es auch ein „higher dan tian“ , also ein oberes ? Diese Frage ist eindeutig zu bejahen ! Nach Auffasung der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es sogar zwei weitere Dan Tian: Jedes dieser Dan Tian befindet sich in einer weiteren Körperhöhlung. Das bedeutet das nächsthöhere, mittlere befindet sich in der Brusthöhle, hinter dem Solarplexus, dem Sonnengeflecht. Das letzte also das oberste hat seinen Sitz im Schädel, in der Kopfhöhlung und wird hinter der Stirn lokalisiert. „Expert Taiji practitioners actually have a distinct „ball“ of muscle in their abdomen that they can move around at will.“, so Mark Chen weiter. Maik Albrecht steht dem Dantian sehr skeptisch gegenüber. Dabei beruft er sich auf die Haltung Bruce Lee´s der „mystischen Kraft“ aus der unteren Bauchregion, die zu sehr als Wundermittel glorifiziert wurde, nichts geheimnisvolles beimessen wollte. „Dabei ist überhaupt nichts Geheimnisvolles daran. Der dantian ist die Schaltstelle der Energie unseres Körpers. Seine Lage und seine Eigenschaften ergeben sich auf natürliche Weise aus unserer Anatomie. Das wusste auch Meister Lee sehr genau.“ so Maik Albrecht in „Wu – ein Deutscher bei den Meistern in China“ Seite 307.

Jan Silberstorff wiederum schreibt in „Chen: Klassisches Taijiquan im lebendigen Stil“ auf Position 929 eKindle Edition: “ Yin-Energie aus der Erde und Yang-Energie aus dem Himmel verschmelzen zusammen im Dantian. Der Körper ist entspannt und gesunken, ruhig und gesammelt. Dann – wenn Yin und Yang miteinander verschemelzen – schießt die Kraft vereint nach außen. So das Bild. Wir lernen in der Taijiquan-Form, innere Energie zu entwickeln und im Körper kreisen zu lassen. “ Auf Position 3131 kommt folgendes zum Ausdruck: „Dies im Kleinen könnte auf äußerster Ebene als unser inneres Wuji bezeichnet werden. es ist unser Zentrum, unser Dantian. Hier entspringt alle Bewegung, alles Leben; alle Energien finden hier ihre Sammlung und ihren Ursprung.“

Mark Chen liefert in seinem Buch auf S.51 eine Anleitung darüber wie das Dantian lokalisiert und trainiert werden kann. Er schreibt: „Now you must try to find your dantian. One way to do this is to contract- gently – the muscles of the perineum (the sphincter and urogenital muscles) and imagine them converging to a point inside your body. Your subjective perception of that point corresponds to the location of the dantian. Be certain that you do not strain as you do this.“ – Jetzt versucht man das Dantian zu finden. Eine Möglichkeit ist die sanfte Kontraktion der Dammmuskulatur wobei man sich vorstellt, wie diese in einem Punkt im Körperinneren zusammenlaufen. Die subjektive Wahrnehmung dieses Ortes korrespondiert mit der Lage des Dantian. Überlaste während der Ausführung die Muskulatur nicht zu stark.

Wer eine gute Körperwahrnehmung besitzt, fühlt vielleicht, wie sich beim „hinaufziehen“ der Dammmuskulatur das Zwerchfell senkt und ebenfalls anspannt, babei wird die Bauchhöhle verkleinert und die darin befindlichen Organe erfahren eine leichte Konzentration.

Im weiteren Verlauf seiner Ausführung beschreibt Mark Chen das die Hände, das Gewicht und der Atem den zunächst gegen den Uhrzeigersinn und anschließend dem Uhrzeigersinn laufenden Bewegungen des Dantian folgen.

Frieder Anders erwähnt auf Seite 102 seines Buches „TAICHI – Grundlagen der fernöstlichen Ch´i Fluss Bewegungskunst“ ein medizinisches Traktat aus dem 17.Jahrhundert: „Nachdem man reines ch´i durch die Nase eingeatmet hat, lenkt man es mit Hilfe der Sehkraft und des Speichels zum unteren tan t´ien und hält es dort etwas fest. Das bedeutet einmal einatmen. Indem man den Aftermuskel leicht anzieht, läßt man ch´i mit Hilfe der Vorstellung und der Sehkraft durch den Lenker-Meridian hochsteigen, vom Steißbein (unteres Tor) über das mittlere Tor und das Jadekissen (oberes Tor) zum nao kung (Gehirnpalast). Das bedeutet einmal ausatmen. Wenn man dies unablässig übt, dann wird die Lebenskraft (chin sheng) stark und blühend, und die 100 Krankheiten können nicht entstehen.“ (Anmerkung: Viele ursprünglich chinesische Texte sind in die englische Sprache und anschließend in das deutsche übersetzt worden, daher

ergeben sich häufiger als einem recht ist, Übersetzungsfehler. Ich denke, was hier mit „Sehkraft“ bezeichnet ist meint eigentlich Visualisierung und damit eher

Kosmischer Kreislauf

Kosmischer Kreislauf

eine Art Vorstellungskraft bei der die Augen die Bewegung des Ch´i verfolgen.)

Zum Buch: Rolfing – Wie Sie Ihren Körper ins Lot bringen

Rolfing

Im Irisiana Verlag gibt es unter dem Titel „ROLFING – Wie Sie Ihren Körper ins Lot bringen“ von Peter Schwind, einem Rolfer, ein wunderbares Buch über die strukturelle Integration nach Dr. Ida Rolf.

Der Autor beschreibt wie er zum Rolfing gekommen ist. Er gibt eine solide Grundlage für das Verständnis dessen, worum es beim Rolfing geht. Das theoretische Verständnis, das auf reiner praktischer Beobachtung und Anwendung von Dr. Ida Rolf fusst: Ihrer Ansicht und den Erkenntnissen über das Bindegewebe, dem die Anatomie keine große Bedeutung beimaß.

Die zehn Grundsitzungen der Methode werden detailiert und verständlich erklärt. Dabei stellt er Konzeption, Zielsetzung, Umsetzung und Ergebnisse dar. Fallbeispiele belegen beeindruckende Ergebnisse. In bestimmten Kapiteln geht der Autor auf zeitgemäße Änderungen in den praktischen Umsetzungen und theoretischen Grundlagen ein, die durch den Wandel der Zeit und damit der Haltung des Menschen nötig geworden sind.

Essgewohnheiten im alten Ägypten

Nahrung, Sichtweisen

Im alten Ägypten berichtete ein Schreiber: „Die Menschen essen viel zu viel. Ein Viertel von dem, was sie speisen reicht für eine gute Grundlage. Drei Viertel des Verspeisten ist für die Ärzte.“