Figuren des Yangstils Alter Rahmen

Taiji Juan

Erster Teil – ca. 5min.

Eröffnung der Form – Wakening the Qi – Qǐ shì
Schützen nach links – Ward off left
Schützen nach rechts – Ward off right
Ziehen – Drag
Drücken – Press
Push – Push – Lǎn què wěi
Erste Peitsche – Single Whip – Dān biān
Hände heben – Lift hands and step forward – Tí shǒu shàng shì
Der Kranich – White Crane spreads its wings – Bái hè liàng chì
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Laute Spielen – Playing the lute – Shǒu huī pípá
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Über das Knie streifen rechts – Brush off right knee Yòu lōu xī ǎo bù
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Laute Spielen – Playing the lute – Shǒu huī pípá
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fauststoß – Punch
Nach oben abgrenzen – Apparent close up – Rú fēng shì bì
1.Kreuz – 1.Crossed hands – Shí zì shǒu

 

Zweiter Teil – ca. 10min.

Den Tiger umarmen – Embracing the tiger an return to the mountain – Bào hǔ guī shān
Faust unter dem Ellenbogen – Fist under the ellbow – Zhǒu dǐ chuí
Den Affen abwehren – step backwards and repulse the monkey – Zuǒ dào niǎn hóu
Schräges Fliegen – diagonal flying – Xié fēi shì
Die Hände heben – Raise Hands and Step Forward – Tí shǒu shàng shì
Der Kranich – White Crane spreads its wings – Bái hè liàng chì
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Die Nadel aus dem Meeresgrund – Needle at the bottom of the sea – Hǎi dǐ zhēn
Die Arme in Fächerform – Fan Through the Back – Shàn tōng bèi
Den Gegner von oben schlagen – Turn Body and Chop with Fist – Zhuǎn shēn piē shēn chuí
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fauststoß – Punch
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Wolkenhände – Cloud Hands – Yún shǒu
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Hoher Schlag aufs Pferd – High Pat on Horse – Gāo tàn mǎ
Zehentritt rechts – Right Separation Kick – Yòu fēn jiǎo
Zehentritt links – Left Separation Kick – Zuǒ fèn jiǎo
Fersentritt links –  Left Heel Kick – zuǒ dēng jiǎo
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Über das Knie streifen rechts – Brush off right knee Yòu lōu xī ǎo bù
Tiefer Fauststoß – Step Forward and Punch Down – Jìn bù zāi chuí
Den Gegner von oben schlagen – Turn Body and Chop with Fist – Zhuǎn shēn piē shēn chuí
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fausstoß – Punch
Fersentritt rechts – Right heel kick – Yòu dēng jiǎo
Den Tiger schlagen links – Left Strike Tiger – Zuǒ dǎ hǔ shì
Den Tiger schlagen rechts – Right Strike Tiger – Yòu dǎ hǔ shì
Fersentritt links – Left Heel Kick – zuǒ dēng jiǎo
Fersentritt rechts – Right heel kick – Yòu dēng jiǎo
Den Gegner auf die Ohren schlagen
Fersentritt links – Left Heel Kick – zuǒ dēng jiǎo
Fersentritt rechts – Right heel kick – Yòu dēng jiǎo
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Nach oben abgrenzen – Apparent close up – Rú fēng shì bì
2.Kreuz – 2.Crossed hands – Shí zì shǒu

Dritter Teil – ca.15 min.

Den Tiger umarmen – Embracing the tiger an return to the mountain – Bào hǔ guī shān
Die schräge Peitsche – Diagonal Single Whip- Xié dān biān
Die Mähne des Wildpferdes teilen – Parting Wild Horse’s Mane – yě mǎ fēn zōng
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Die schöne Weberin – Fair Lady Works at Shuttles – Yù nǚ chuān suō
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Wolkenhände – Cloud Hands – Yún shǒu
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Die tiefe Schlange – Snake Creeps Down – Xià shì
Der goldene Hahn links – Golden Rooster Stands on One Leg, Left – Zuǒ jīn jī dú lì
Der goldene Hanh rechts – Golden Rooster Stands on One Leg, Right – Yòu jīn jī dú lì
Den Affen abwehren – step backwards and repulse the monkey – Zuǒ dào niǎn hóu
Schräges Fliegen – diagonal flying – Xié fēi shì
Die Hände heben – Raise Hands and Step Forward – Tí shǒu shàng shì
Der Kranich – White Crane spreads its wings – Bái hè liàng chì
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Die Nadel aus dem Meeresgrund – Needle at the bottom of the sea – Hǎi dǐ zhēn
Die Arme in Fächerform – Fan Through the Back – Shàn tōng bèi
Die weiße Schlange spritzt Gift – Turn Body and White Snake Spits out Tongue – Zhuǎn shēn bái shé tǔ xìn
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fausstoß – Punch
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Wolkenhände – Cloud Hands – Yún shǒu
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Hoher Schlag aufs Pferd – High Pat on Horse – Gāo tàn mǎ
Die durchdringende Hand –
Gekreuzter Tritt –  Cross Kick – Shí zì tuǐ
Tiefer Fauststoß – Step Forward and Punch Down – Jìn bù zāi chuí
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Die tiefe Schlange – Snake Creeps Down – Xià shì
Stoß zu den sieben Sternen – Step Forward Seven Stars – Shàng bù qī xīng
Den Tiger reiten – Step back and Ride the Tiger – Tuì bù kuà hǔ
Den Lotus streifen – Turn Body and Swing Over Lotus – Zhuǎn shēn bǎi lián
Den Tiger schießen – Bend the Bow and Shoot the Tiger – Wān gōng shè hǔ
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fausstoß – Punch
Nach oben abgrenzen – Apparent close up – Rú fēng shì bì
3.Kreuz – 3.Crossed hands – Shí zì shǒu

Quelle:

Rückseiten der Lern DVD-Reihe Tai Chi 1-3, Dr. Stephan Langhoff, Deutscher Tai-Chi-Bund – Dachverband für Tai Chi und Qigong e.V., 2004

Wikipedia, 103-form Yang family tai chi chuan, https://en.m.wikipedia.org/wiki/103-form_Yang_family_tai_chi_chuan, accessed 03 October 2016

leg exercises

Gong-Übungen
leg exercise 1 youtube play

Werbeschrift 2016

Taiji Juan

Als die Abteilungsleitung Turnen mir in einem Schreiben nahelegte, dass der „Vfl Jesteburg“ erwäge, das Taichi Angebot zu beenden, weil es unrentabel sei, gab man mir dennoch einen letzten Versuch, die Bürger zu mobilisieren und neue Mitglieder für den Verein über das Angebot zu gewinnen.

In den Medien ist bereits vieles über Taichi berichtet worden. Anders ausgedrückt: Sie, liebe Leser, können alles über das Taichi in den Medien herausfinden. Die Tiefe Ihrer Recherche hängt von Ihrer Intention ab. Und hier sind wir an der Überleitung, die ich suchte um Ihnen doch etwas von Taichi zu vermitteln, was Sie nirgendwo anders finden werden, außer hier oder im Training.

Ich möchte, dass Sie hier erfahren was mich dazu bewegte vor sieben Jahren Schüler von Frank Ahlers (Fastenleiter und Wing Tsun Lehrer des IUEWT auf Sylt), Schüler von Stephan Schreck (Schauspieler und Wing Tsun Lehrer Des IUEWT in Hamburg) und vor nahezu vier Jahren Schüler von Dr. Stephan Langhoff (Kommunikationswissenschaftler, Taichi Lehrer seit über dreißig Jahren in Hamburg und Begründer des Deutschen Taichi-Dachverbandes) zu werden und seitdem täglich zu praktizieren.

Wie alles begann
Wie so häufig begann auch meine Erfahrungsreise mit einem Schicksalsschlag. Vor etwa 11 Jahren erkrankte ich an einer autoimmunen Pankreatitis. Im Verlauf der Erkrankung musste mir nach dreimonatigem Krankenhausaufenthalt 1/3 des Magens, der Bauchspeicheldrüsenkopf und der Zwölffingerdarm entfernt werden. Von dem Tag an musste ich zu jeder Mahlzeit zwei bis drei Enzymkapseln, die die Fettverdauung in meinem Körper unterstützten, und Magenschutztabletten zu mir nehmen. Trotz sorgfältiger Diät und der Medikamente hatte ich in häufig starke Bauchschmerzen, die mich quälten.

Ich wollte mich nicht meiner Situation hilflos ergeben. Daher entschied ich mich für einen bewussten Umgang mit mir und meinem Körper. Dieser Gedanke brachte mich dazu, das Training im Wing Tsun und anschließend die Praxis des Taichi und Qi-Gong zu verfolgen. Hier fand ich geeignete Techniken, die mich im Verlauf meines Studiums dieser Künste, immer mehr von der Einnahme der Medikamente befreiten. Zuletzt konnte ich bei einem Trainingspensum von 1,5 bis 3 Stunden täglich sogar ganz auf die Enzyme verzichten.

Ich lernte den Teil meines Körpers zu kontrollieren, der mich nach der Operation immer wieder mit massiven Schmerzen heimsuchte. Dadurch verlängerte sich auch die Zeit, in der ich schmerzfrei war.
Ich konnte wieder einen erweiterten Speiseplan genießen.
Ich reduzierte mehr als 10 kg Gewicht, ohne dabei das Gefühl gehabt zu haben, das ich mich überfordere oder verausgabe.
Ich lernte Stressspitzen und lange -phasen in glückliche Empfindung und freudige Teilnahme umzuwandeln.
Ich lernte für lange Perioden den Fokus zu wahren.
Ich lernte, dass ich nicht Konsument sein muss, um Zufriedenheit zu besitzen.
Ich lernte, geistige Kapazitäten für mein nebenberufliches Psychologie-Fernstudium an einer britischen Universität – in einer Fremdsprache, ohne Abitur – erfolgreich bei einer Vollzeit-Tätigkeit zu nutzen.
Die Immunabwehr meines Körpers ist, trotz fehlenden Zwölffingerdarms, voll intakt. Grippen und Erkältungen gehen an mir vorüber oder sind innerhalb kürzester Zeit ausgestanden.

Aus psychologischer Sicht würde ich sagen, dass ich einerseits die Elastizität meines Gehirns gefördert und andererseits meine Anti-Stressstrategien weiter entwickelt habe. Ich bin widerstandsfähiger und aufnahmebereiter geworden.

Ich bin dadurch weder ein besserer Mensch noch ein Übermensch geworden, aber ich bin zuverlässiger, aufgeschlossener, teilnehmender, kraftvoller, genügsamer und gesünder.

Dass ich kein Einzelfall bin, kann jeder in den öffentlich zugänglichen Berichten, Schriften und Medien nachverfolgen.

Für wen ist Taichi zu empfehlen?
Die Praktiken des Taichi sind unter anderem geeignet
für junge Menschen, insbesondere Schüler, die lange Zeiten in sitzender Position während des Lernens, Übens oder Lösens der Hausaufgaben verbringen müssen;
für junge Menschen, die im leistungsorientierten Sportangebot aufgrund ihres Übergewichts und der daraus resultierenden „Unsportlichkeit“ keinen Zugang zur Körperkultivierung finden;
für junge Menschen, die durch innere Unruhe den Fokus, ihre Konzentration oder Achtsamkeit verlieren und dadurch geringere schulische oder akademische Leistung bringen;
für junge Menschen, die ihr Selbstbewusstsein und ihre Widerstandsfähigkeit stärken wollen.
für junge, begabte, aktive Menschen geeignet, die ihre Ausdauer, Kraft und geistige Kapazität steigern wollen und/ oder ihr seelisches Gleichgewicht verbessern möchten;
für Menschen, die im Alltag unterschiedlichen Stresspegeln ausgesetzt sind, die sie nicht bewältigen können und sich überfordert fühlen;
aber auch für Menschen, die Ihre Stressresistenz steigern wollen, um verantwortungsvolleren Aufgaben mit einer gewissen Leichtigkeit zu begegnen;
für Menschen, die sich nicht mit Ihrer Situation zufrieden geben wollen, wobei Taichi, Wing Tsun und Qigong nicht das Ziel sind, aber der Weg, um zu verstehen, wie man Situationen begegnet;
für diejenigen, die eine mäßige körperliche Kondition haben und sportlicher werden wollen;
und zuletzt auch für alte Menschen geeignet, die sich mit leichter Bewegung kräftigen und gesund erhalten wollen.

Fallbericht
Aus meiner eigenen Lehrerfahrung kann ich von einem Fall berichten, in dem eine 73-jährige Dame nach einem Schlaganfall ihren Gleichgewichtssinn verloren hatte. Als die Frau meinen Unterricht besuchte, war sie bereits wieder völlig eigenständig. Trotzdem gelang es ihr nicht mehr, auf dem heimischen Crosstrainer zu üben. Durch den gezielten Einsatz einer Taichi-Übung konnte die Frau, die diese Übung täglich mehrfach praktizierte, nach bereits zwei Monaten wieder den Crosstrainer benutzen. Ob nun diese Übung ausschließlich oder die Kombination von verschiedenen Übungen, die die Frau praktizierte, den Erfolg brachte, kann ich nicht beurteilen. Die Dame war mit dem Resultat jedoch so zufrieden, dass sie mir den Erfolg zuschrieb.

Sportphysiologische Zahlen und Fakten
Den sportlich interessierten Lesern möchte ich am Ende noch folgende Daten mitteilen:
Bei der Durchführung eines Durchlaufes der Form des Yang-Stil-Alter-Rahmen, also bei einer Praxis-Zeit von 37:28 Minuten verbrannte mein Körper zuletzt 429 kcal. Dabei lag meine durchschnittliche Herzfrequenz bei 131 bpm und meine maximale Herzfrequenz für 1 Minute bei 166 bpm. Die längste Belastungsdauer lag bei 13:21 Minuten bei einem Herzschlag, der zwischen 146 bpm und 164 bpm schwankte. Nach 38 Minuten kommentierte ein Zuschauer mein Training mit: „Du, dein Oberteil ist klitschnass. Ich glaube Du schwitzt.“ Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung war ich 41Jahre jung, 189 cm groß und hatte ein Gewicht von 82,5 kg.

Ich habe 3 Jahre tägliche Kultivierung gebraucht, um die Form des Yang-Stils vollständig zu erfassen. Zwei Jahre benötigte ich um den ersten Teil des Chen-Stils zu erlernen. Weitere zwei Jahre täglicher Praxis sind seitdem vergangen und ich freue mich auf weitere Jahre und zahllose weitere Erfahrungen.
Wann und wo findet das Training statt?
Das Training findet jeden Sonntag von 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr in Jesteburg statt. Im Sommer trainieren wir an der frischen Luft. Bei schlechtem Wetter sind wir im Tanzsaal des Vfl Jesteburg, der sich im Vereinshaus befindet.

Ist das Dantian eine Bindegewebsschicht ?

Allgemein, Gong-Übungen, Rolfing

Seit einigen Tagen brennt mir diese Frage auf den Nägeln. Daher habe ich zunächst in einem anderen Beitrag so gut ich konnte das Dantien erläutert und auch zu verstehen gegeben, dass es sich bei dem Dantian bislang mehr oder weniger um einen visualisierten Bereich unseres Körpers handelt, der nach streng wissenschaftlichen Methoden nicht belegbar ist.

Da die chinesische Sprache und Schrift sehr bildhaft ist und zuweilen sehr mystisch, märchenhaft wirkt, legt sich mir die Vermutung nah, dass man bei Übersetzungen mehr interpretierte als da wirklich war, nämlich die Realität. Ein Beispiel aus Frieder Anders Buch „TAICHI – Grundlagen der fernöstlichen Bewegungskunst“ auf Seite 80 verdeutlicht vielleicht meine Vermutung: “ Eine weitere wichtige Säule der chinesischen Medizintheorie stellt die Meridianlehre (ching-lo hsüeh) dar. Auch hier erweist es sich wieder als nützlich, von der Zeichenbedeutung auszugehen, um den tiefern Inhalt des Begriffs „Meridian“ zu erfassen.

Von alters her werden die Meridiane ching-lo genannt. Das Zeichen ching bedeutet in seiner Urform

Kettenfaden eines Gewebes„…. Das Zeichen lo bedeutet „Netzwerk“ oder „Gewebe“ und kann verbal die Bedeutung „vereinigen“ und „verbinden“ haben.

In der zeitgenössichen chinesischen Medizintheorie werden mit dem Begriff ching

2500 Jahre alte Tafel mit allen "Meridianen" und Akkupunkturtafeln

2500 Jahre alte Tafel mit allen „Meridianen“ und Akkupunkturtafeln

die Hauptmeridiane bezeichnet, mit dem Begriff lo dagegen die Nebengefäße und Seitenarme, durch welche die Hauptmeridiane und ihre Energiepunkte miteinander verbunden sind. …

Nimmt man nun die Erkenntnisse Dr.Ida Rolfs und der Rolfer über die Funktion des Bindegewebes im menschlichen Körper, das aus einzelnen „Fäden“ ein organisches Netzwerk bildet, dass die Organe, die Knochen und Muskeln in Position hält einerseits und belässt die Begriffe ching und lo in ihren ursprünglichen Bedeutungen, nämlich „Kettenfaden eines Gewebes“ und „Netzwerk“, liegt die Vermutung nahe, dass die traditionelle chinesische Medizin einen ihrer wichtigsten Strategien zur Erhaltung der Gesundheit und zur Genesung im gesamten Netzwerk des Bindegewebes findet. Meridiane sind damit nicht mehr metaphysische Erscheinungen, die wie ein unsichtbarer Mantel außerhalb des physikalischen Körpers liegen.

Jean Pierre Barral – französicher Osteopath – hatte vor mehr als 20 Jahren erkannt, dass sich erkrankte Organe auf die Wirbelsäulengelenke auswirken. Er entdeckte, dass es für jedes Organ eine klar vorgegebene Bewegungsachse gibt, um die sich das Organ bewegt. Jedes Organ ist von einer Bindegewebsschicht umhüllt, die sich an einzelnen Stellen zu Bändern formt, um das Organ in der Körperhölung zu befestigen. So ist die Leber beispielsweise an der Bindegewebsschicht des Zwerchfells aufgehängt. Es gibt aber neben der Hüllschicht um das Organ eine weitere Schicht, eine flüssige Gleitschicht. Diese ermöglicht die Bewegung der Organe im Verhältnis zueinander. („Rolfing – Wie Sie Ihren Körper ins Lot bringen“ von Peter Schwind, S. 107) Durch unsere Atmung drückt das Zwerchfell auf die Organe in der Bauchhöhle. Wohin sich die Organe bewegen, hängt davon ab wo die Bandbefestigungen der Organe sind. Außer der Bewegung, die durch die Atmung verursacht wird, gibt es eine weitere zyklische Organbewegung, die Barral Motalität bezeichnete. Sie ist gering, stammt laut Barral aus der Embryonalzeit und vermutlich erinnern sich die Organe an diese Bewegung und führen diese immer wieder durch.

Was hat das alles nun mit dem Dantian zu tun ?

Jede Körperhölung besitzt wie wir heute wissen Bindegewebsschichten, die miteinander vernetzt sind und kleinste Spannungen, Torsionen, Bewegungen aus dem inneren des Schädels bis in den kleinen Zeh transportieren und anders herum (siehe “Rolfing – Wie Sie Ihren Körper ins Lot bringen” von Peter Schwind). In dem Beitrag zum Dantian hatte ich erläutert, dass in jeder „großen“ Körperhölung, also Schädel, Brust und Bauch, jeweils Sitz eines Dantians ist.

Wenn nun auch das Dantian kein metaphysisches Konzept sondern ganz konkret eine Bindegewebsschicht ist, also beispielsweise die endothorakale Faszie, die Innenauskleidung des Brustraums, die mit den großen Hüllschichten des Beckens verbunden ist usw., die wir durch bestimmte Übungen aktivieren könnten ? Wären dann Qi-Gong-Übungen eine Methode unser Bindegewebe und damit unsere mit dem Bindegewebe verbundenen Organe beweglich und kraftvoll zu halten ?

In „Wu – ein Deutscher bei den Meistern in China“, von Maik Albrecht und Frank Rudolph schreibt Albrecht auf Seite 315: „Wenn ich mit Meister Li unterwegs bin, beobchtet mein Lehrer die Menschen sehr genau. Begegnen wir alten Menschen, die sich ganz offensichtlich keiner guten Gesundheit erfreuen, weist er mich auf ihren schlechten Unterbau hin. Ist der dipan instabil, werden Körper und Geist darunter leiden. … Die Bewegungsmöglichkeiten sind eingeschränkt, und andere Teile des Körpers werden wie in einer Kettenreaktion sehr wahrscheinlich nach und nach davon betroffen sein…..Mehrere Meister haben mich schon darauf hingewiesen, dass der gesamte Hüftbereich extrem wichtig sei. Hier ist ein wichtiges Kontrollzentrum des Körpers.“

DAN TIAN – Dantian

Gong-Übungen, Taiji Juan

Mystik, Glaube oder Wissen. Wie erklärt man ein Phänomen, das in einem Teil der Welt Realität ist und doch für den Rest der Welt nicht fassbar scheint – noch nicht !? Das Dantian stellt den Menschen, der sich mit Tai Chi Chuan, dem Qigong oder einer anderen Kampfform ernsthaft beschäftigt vor eine große Herausforderung: zunächst muss man sich auf die Existenz einer im Körper befindlichen Struktur, eines „Energiezentrums“, manchmal findet man auch den Versuch es als eigenständiges Organ zu beschreiben, einstellen. Dann muss man akzeptieren, dass sich dort das Energiezentrum, der Schwerpunkt, also der Hauptsitz unserer Kraft befindet. Weiter muss man in diesem Dan Tian die Kraft sammeln und dorthin lenken, wo man sie braucht; und zu guter letzt setzt beispielsweise der Chen Stil des Taiji Chuans eine bewusste Rotation im und entgegen des Uhrzeigersinns vorraus, um den Stil der spiralförmigen Bewegungen „korrekt“ zu erlernen.

Die westliche Anatomie kennt das Dan Tian nicht. Als Organ ist es weder lokalisierbar noch fassbar,

mittleres Dantian als Mondsichel unteres Dantian als Schmelztigel

mittleres Dantian als Mondsichel
unteres Dantian als Schmelztigel

geschweige denn das es jemals ein Mensch zu gesicht bekommen hätte. Trotzdem deckt sich zu 99% die Lokalisierung des Dan Tians in nahezu jeder Literatur. Es befindet sich ca. 3-4 Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels innerhalb der Bauchhöhle am Rückgrat. „…, the dan tian refers to what is actually the lower dan tian in Chinese medicine: a point about three fingers below the navel and about a third of the way in toward the spine.“ schreibt Mark Chen in „Old Frame Chen Family – Taijiquan“ auf Seite 50. Warum eigentlich „lower dan tian“ ? Gibt es auch ein „higher dan tian“ , also ein oberes ? Diese Frage ist eindeutig zu bejahen ! Nach Auffasung der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es sogar zwei weitere Dan Tian: Jedes dieser Dan Tian befindet sich in einer weiteren Körperhöhlung. Das bedeutet das nächsthöhere, mittlere befindet sich in der Brusthöhle, hinter dem Solarplexus, dem Sonnengeflecht. Das letzte also das oberste hat seinen Sitz im Schädel, in der Kopfhöhlung und wird hinter der Stirn lokalisiert. „Expert Taiji practitioners actually have a distinct „ball“ of muscle in their abdomen that they can move around at will.“, so Mark Chen weiter. Maik Albrecht steht dem Dantian sehr skeptisch gegenüber. Dabei beruft er sich auf die Haltung Bruce Lee´s der „mystischen Kraft“ aus der unteren Bauchregion, die zu sehr als Wundermittel glorifiziert wurde, nichts geheimnisvolles beimessen wollte. „Dabei ist überhaupt nichts Geheimnisvolles daran. Der dantian ist die Schaltstelle der Energie unseres Körpers. Seine Lage und seine Eigenschaften ergeben sich auf natürliche Weise aus unserer Anatomie. Das wusste auch Meister Lee sehr genau.“ so Maik Albrecht in „Wu – ein Deutscher bei den Meistern in China“ Seite 307.

Jan Silberstorff wiederum schreibt in „Chen: Klassisches Taijiquan im lebendigen Stil“ auf Position 929 eKindle Edition: “ Yin-Energie aus der Erde und Yang-Energie aus dem Himmel verschmelzen zusammen im Dantian. Der Körper ist entspannt und gesunken, ruhig und gesammelt. Dann – wenn Yin und Yang miteinander verschemelzen – schießt die Kraft vereint nach außen. So das Bild. Wir lernen in der Taijiquan-Form, innere Energie zu entwickeln und im Körper kreisen zu lassen. “ Auf Position 3131 kommt folgendes zum Ausdruck: „Dies im Kleinen könnte auf äußerster Ebene als unser inneres Wuji bezeichnet werden. es ist unser Zentrum, unser Dantian. Hier entspringt alle Bewegung, alles Leben; alle Energien finden hier ihre Sammlung und ihren Ursprung.“

Mark Chen liefert in seinem Buch auf S.51 eine Anleitung darüber wie das Dantian lokalisiert und trainiert werden kann. Er schreibt: „Now you must try to find your dantian. One way to do this is to contract- gently – the muscles of the perineum (the sphincter and urogenital muscles) and imagine them converging to a point inside your body. Your subjective perception of that point corresponds to the location of the dantian. Be certain that you do not strain as you do this.“ – Jetzt versucht man das Dantian zu finden. Eine Möglichkeit ist die sanfte Kontraktion der Dammmuskulatur wobei man sich vorstellt, wie diese in einem Punkt im Körperinneren zusammenlaufen. Die subjektive Wahrnehmung dieses Ortes korrespondiert mit der Lage des Dantian. Überlaste während der Ausführung die Muskulatur nicht zu stark.

Wer eine gute Körperwahrnehmung besitzt, fühlt vielleicht, wie sich beim „hinaufziehen“ der Dammmuskulatur das Zwerchfell senkt und ebenfalls anspannt, babei wird die Bauchhöhle verkleinert und die darin befindlichen Organe erfahren eine leichte Konzentration.

Im weiteren Verlauf seiner Ausführung beschreibt Mark Chen das die Hände, das Gewicht und der Atem den zunächst gegen den Uhrzeigersinn und anschließend dem Uhrzeigersinn laufenden Bewegungen des Dantian folgen.

Frieder Anders erwähnt auf Seite 102 seines Buches „TAICHI – Grundlagen der fernöstlichen Ch´i Fluss Bewegungskunst“ ein medizinisches Traktat aus dem 17.Jahrhundert: „Nachdem man reines ch´i durch die Nase eingeatmet hat, lenkt man es mit Hilfe der Sehkraft und des Speichels zum unteren tan t´ien und hält es dort etwas fest. Das bedeutet einmal einatmen. Indem man den Aftermuskel leicht anzieht, läßt man ch´i mit Hilfe der Vorstellung und der Sehkraft durch den Lenker-Meridian hochsteigen, vom Steißbein (unteres Tor) über das mittlere Tor und das Jadekissen (oberes Tor) zum nao kung (Gehirnpalast). Das bedeutet einmal ausatmen. Wenn man dies unablässig übt, dann wird die Lebenskraft (chin sheng) stark und blühend, und die 100 Krankheiten können nicht entstehen.“ (Anmerkung: Viele ursprünglich chinesische Texte sind in die englische Sprache und anschließend in das deutsche übersetzt worden, daher

ergeben sich häufiger als einem recht ist, Übersetzungsfehler. Ich denke, was hier mit „Sehkraft“ bezeichnet ist meint eigentlich Visualisierung und damit eher

Kosmischer Kreislauf

Kosmischer Kreislauf

eine Art Vorstellungskraft bei der die Augen die Bewegung des Ch´i verfolgen.)

Taiji – Quan und Gong-Übungen

Taiji Juan

Gong – Übungen

Unter dem Begriff Gong-Übungen verstehen wir die Vielzahl der vorhandenen und sich stetig verändernden Dehungs-, Kraft-, Atmungs- und Visualisierungsübungen, bekannt unter den Namen Qi Gong oder auch Nei Gong.
Qi Gong wird allgemeingültig als Visualisierungs- und Stärkungsübung der körpereigenen Energien betrachtet und findet vielfältige Anwendungsbeispiele im täglichen Leben, wie bsp. Kraft sammeln als Vorbereitung auf eine unangenehme Situation – Artztbesuch, Krankenhaus, Todesfall, Konfliktgepräche in der Familie etc. aber auch Energie speichern und haushalten der eigenen Lebensenergie auf kurzen und gerade bei langen umständlichen Reisen, Vorbereitung auf sportliche Herausforderung, Familienfeiern etc.

Nei Gong kann man am ehesten mit “Gymnastik” vergleichen. Unser Körper braucht Bewegung, neben der Bewegung ist es aber wichtig den Körper beweglich und stabil zu machen und so zu erhalten. Einen beweglichen und stabilen Körper bekommen wir mit leichten, schonenden Übungen, die täglich, überall und mehrfach angewendet werden können.

Taiji – Quan

Taiji-Quan, häufig auch Tai Chi Chuan oder einfach nur als Tai Chi bezeichnet,  ist Taiji-211x300eine chinesische “Körper- und Bewegungslehre”, beruhend auf dem Prinzip des Wandels zur Herstellung eines stabilen Gleichgewichts (Harmonisierung von Yin und Yang im Körper). Das Thema ist nahezu unerschöpflich und kann eigentlich nicht in einem Satz beschrieben werden, da es ursprünglich eine chinesische Kampfform ist. Ich werde in kommenden Artikeln weitere Aspekte bzw. Facetten der Vollständigkeit halber und aus Respekt der Menschen und Familien, die maßgeblich verantwortlich für die Formen waren und noch immer sind, beschreiben.

Bei täglicher Übung können sich positive körperliche und gesundheitliche Veränderungen einstellen.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich berichten, dass sich durch die tägliche Übung von nahezu zwei Stunden mein Körpergewicht von 89 auf 79kg reduziert hat. Dabei habe ich meine Essgewohnheiten beibehalten, zu denen gelegentliches Naschen dazu gehört.