Ist das Dantian eine Bindegewebsschicht ?

Allgemein, Gong-Übungen, Rolfing

Seit einigen Tagen brennt mir diese Frage auf den Nägeln. Daher habe ich zunächst in einem anderen Beitrag so gut ich konnte das Dantien erläutert und auch zu verstehen gegeben, dass es sich bei dem Dantian bislang mehr oder weniger um einen visualisierten Bereich unseres Körpers handelt, der nach streng wissenschaftlichen Methoden nicht belegbar ist.

Da die chinesische Sprache und Schrift sehr bildhaft ist und zuweilen sehr mystisch, märchenhaft wirkt, legt sich mir die Vermutung nah, dass man bei Übersetzungen mehr interpretierte als da wirklich war, nämlich die Realität. Ein Beispiel aus Frieder Anders Buch „TAICHI – Grundlagen der fernöstlichen Bewegungskunst“ auf Seite 80 verdeutlicht vielleicht meine Vermutung: “ Eine weitere wichtige Säule der chinesischen Medizintheorie stellt die Meridianlehre (ching-lo hsüeh) dar. Auch hier erweist es sich wieder als nützlich, von der Zeichenbedeutung auszugehen, um den tiefern Inhalt des Begriffs „Meridian“ zu erfassen.

Von alters her werden die Meridiane ching-lo genannt. Das Zeichen ching bedeutet in seiner Urform

Kettenfaden eines Gewebes„…. Das Zeichen lo bedeutet „Netzwerk“ oder „Gewebe“ und kann verbal die Bedeutung „vereinigen“ und „verbinden“ haben.

In der zeitgenössichen chinesischen Medizintheorie werden mit dem Begriff ching

2500 Jahre alte Tafel mit allen "Meridianen" und Akkupunkturtafeln

2500 Jahre alte Tafel mit allen „Meridianen“ und Akkupunkturtafeln

die Hauptmeridiane bezeichnet, mit dem Begriff lo dagegen die Nebengefäße und Seitenarme, durch welche die Hauptmeridiane und ihre Energiepunkte miteinander verbunden sind. …

Nimmt man nun die Erkenntnisse Dr.Ida Rolfs und der Rolfer über die Funktion des Bindegewebes im menschlichen Körper, das aus einzelnen „Fäden“ ein organisches Netzwerk bildet, dass die Organe, die Knochen und Muskeln in Position hält einerseits und belässt die Begriffe ching und lo in ihren ursprünglichen Bedeutungen, nämlich „Kettenfaden eines Gewebes“ und „Netzwerk“, liegt die Vermutung nahe, dass die traditionelle chinesische Medizin einen ihrer wichtigsten Strategien zur Erhaltung der Gesundheit und zur Genesung im gesamten Netzwerk des Bindegewebes findet. Meridiane sind damit nicht mehr metaphysische Erscheinungen, die wie ein unsichtbarer Mantel außerhalb des physikalischen Körpers liegen.

Jean Pierre Barral – französicher Osteopath – hatte vor mehr als 20 Jahren erkannt, dass sich erkrankte Organe auf die Wirbelsäulengelenke auswirken. Er entdeckte, dass es für jedes Organ eine klar vorgegebene Bewegungsachse gibt, um die sich das Organ bewegt. Jedes Organ ist von einer Bindegewebsschicht umhüllt, die sich an einzelnen Stellen zu Bändern formt, um das Organ in der Körperhölung zu befestigen. So ist die Leber beispielsweise an der Bindegewebsschicht des Zwerchfells aufgehängt. Es gibt aber neben der Hüllschicht um das Organ eine weitere Schicht, eine flüssige Gleitschicht. Diese ermöglicht die Bewegung der Organe im Verhältnis zueinander. („Rolfing – Wie Sie Ihren Körper ins Lot bringen“ von Peter Schwind, S. 107) Durch unsere Atmung drückt das Zwerchfell auf die Organe in der Bauchhöhle. Wohin sich die Organe bewegen, hängt davon ab wo die Bandbefestigungen der Organe sind. Außer der Bewegung, die durch die Atmung verursacht wird, gibt es eine weitere zyklische Organbewegung, die Barral Motalität bezeichnete. Sie ist gering, stammt laut Barral aus der Embryonalzeit und vermutlich erinnern sich die Organe an diese Bewegung und führen diese immer wieder durch.

Was hat das alles nun mit dem Dantian zu tun ?

Jede Körperhölung besitzt wie wir heute wissen Bindegewebsschichten, die miteinander vernetzt sind und kleinste Spannungen, Torsionen, Bewegungen aus dem inneren des Schädels bis in den kleinen Zeh transportieren und anders herum (siehe “Rolfing – Wie Sie Ihren Körper ins Lot bringen” von Peter Schwind). In dem Beitrag zum Dantian hatte ich erläutert, dass in jeder „großen“ Körperhölung, also Schädel, Brust und Bauch, jeweils Sitz eines Dantians ist.

Wenn nun auch das Dantian kein metaphysisches Konzept sondern ganz konkret eine Bindegewebsschicht ist, also beispielsweise die endothorakale Faszie, die Innenauskleidung des Brustraums, die mit den großen Hüllschichten des Beckens verbunden ist usw., die wir durch bestimmte Übungen aktivieren könnten ? Wären dann Qi-Gong-Übungen eine Methode unser Bindegewebe und damit unsere mit dem Bindegewebe verbundenen Organe beweglich und kraftvoll zu halten ?

In „Wu – ein Deutscher bei den Meistern in China“, von Maik Albrecht und Frank Rudolph schreibt Albrecht auf Seite 315: „Wenn ich mit Meister Li unterwegs bin, beobchtet mein Lehrer die Menschen sehr genau. Begegnen wir alten Menschen, die sich ganz offensichtlich keiner guten Gesundheit erfreuen, weist er mich auf ihren schlechten Unterbau hin. Ist der dipan instabil, werden Körper und Geist darunter leiden. … Die Bewegungsmöglichkeiten sind eingeschränkt, und andere Teile des Körpers werden wie in einer Kettenreaktion sehr wahrscheinlich nach und nach davon betroffen sein…..Mehrere Meister haben mich schon darauf hingewiesen, dass der gesamte Hüftbereich extrem wichtig sei. Hier ist ein wichtiges Kontrollzentrum des Körpers.“

Faszien – Bindegewebe

Therapiemethoden

Haben Sie schon von den Faszien gehört ? Bis vor einer Woche war mir dieser Begriff noch nicht geläufig. Ich besuchte eines meiner vier in diesem Jahr fälligen Intensivseminare im  Taiji Juan Yang Stil des Taiji Verbands Deutschland, das Dr. Stephan Langhoff und Angela Plarre leiten, wo Stephan in einem Plenum diesen Begriff fallen lies. Er erzählte von einem Bindegewebe, das mit Rezeptoren durchsetzt ist und sich netzartig durch unseren Körper zieht. Gestern wollte ich nun mehr über dieses netzartige Gewebe innerhalb unseres Körpers erfahren und ja die Faszien sind tatsächlich Bestandteil unseres Körpers und kein unwesentlicher.

Immerhin zählen alle kollagenen faserigen Bindegewebe, Gelenk- und Organkapseln, Sehnenplatten, Muskelsepten, Bänder, Sehnen, sogenannte „Fesseln“ beispielsweise an den Füßen, sowie die „eigentlichen Faszien“ in der Gestalt von flächigen festen Bindegewebsschichten dazu. Dieses Netzwerk hält alle Teile des Körpers an seiner vorgesehenen Stelle, wirkt wie ein Stoßdämpfer und schützt ihn.

Bei WIKIPEDIA erhält man weitere Grundlagen zu den Faszien.

„Bezüglich der Definition des faszialen Gewebes hat sich inzwischen die Vorstellung durchgesetzt, dass unter dem Begriff alles Kollagengewebe, das unter Spannung steht, subsummiert wird. Also die Faszien im engeren Sinne, Muskeln, Sehnen, Gelekkapseln, Ligamente,…

Zudem sieht man die Muskeln, Sehnen, Faszien etc. inzwischen nicht mehr als einzelne Gebilde, sondern als ein großes, zusammenhängendes und sich untereinander beeinflussendes Organ an. „, schreibt Dr. Christoph Lukas in seinem Buch „Faszienbehandlung mit der Blackroll“ auf Position 150 – eKindle Edition.

Spannende Informationen über dieses Thema sind auch bei Trainingsworld.com zu finden.

Die Faszienforschung steckt noch in den Kinderschuhen und doch gibt es bereits seit den 1950er Jahren eine Therapiemethode, die von Frau Dr. Ida Rolf entwickelt wurde, die aus einer Verbindung von Bindegewebsmassage und Körperarbeit besteht. Die Strukturelle Integration – auch Rolfing gennant. Dazu habe ich Ihnen diese Links zu den Beiträgen abgelegt.

Quarks & Co – WDR Mediathek

Natürlich gibt es eine Rolfing Gesellschaft, bei der diese Therapiemethode erlernt werden kann. Auch gibt es eine Datenbank über Therapeuten.

Rolfing Gesellschaft

Ich komme tatsächlich nicht umhin bei dem Gedanken an die Übungsmethoden und Anforderungen bzw. Prinzipien der Gongübungen, des Taijis und auch bsp. des Wing Chuns Brücken zu den Methoden im Buch „Sensationen in den Sehnen … mit intendons“ von Harald Xander schlagen zu wollen. Seine Hauptforderung lautet Visualisierung von Kraft bei völliger Ausschaltung muskulärer Aktivität. Diese Forderung deckt sich mit denen des Taiji Juan (da die Gong Übungen wesentlcher Bestandteil des Taiji Juan sind, führe ich diese hier nicht explizit auf) und des Wing Chun. Bisweilen spricht man aber im weiteren Verlauf der Ausführungen zu den Formen (Taiji Juan oder Wing Chun) von „Nutzung der Strukturen“ und differenziert innerhalb der körperlichen Struktur im wesentlichen nur Sehnen und Knochen auf der einen Seite sowie die Muskulatur auf der anderen Seite. Es gibt Erklärungsversuche, die darauf abzielen auschließlich die Agonisten und Antagonisten zu betrachten. Anderen Erklärungen genügen die Sehnen, ihre Elastizität und ihre Aufhängung am Skelett um die Funktionalität von „Spannung mit Kraftlosigkeit“ in der Ausführung zu beschreiben. Diese Aussage aus dem Buch „Faszienbehandlung mit der Blackroll“ auf Position 150 – eKindle Edition finde ich in diesem Zusammenhang sehr spannend: “ Mittels Ultraschalluntersuchungen wurde zudem gezeigt, dass die Faszien eine wichtige Funktion bei Bewegungen haben. Sie speichern kurzfristig kinetische Energie und geben diese dann ähnlich einem Katapult ans System zurück. Durch diese Federfunktion werden Energiereserven der Muskulatur eingespart (3).“ – Könnte man hiermit nicht jetzt die Forderung vieler Kampfsysteme „Die Kraft/ Energie des Gegners aufnehmen und sie mit der Eigenen verbinden und zurückbringen !“ sinnvoll erklären ?

Scheint die Idee von einer „entspannten Haltung mit Spannung“ nicht geradezu absurd ? Wie oft habe ich schon einen Menschen gebeten eine entspannte Haltung einzunehmen und musste beobachten, wie mein Gegenüber unweigerlich Opfer der Schwerkraft wurde. Zwangsläufig bittet man nun wieder etwas Spannung aufzubauen, mit dem Resultat der Verkettung von Muskelgruppen durch aktives Anspannen eines Muskels. Wenn man aber die Faszien in einen Zustand der Spannung bringt, halten diese die körperliche Struktur ohne jeglichen Muskel zu gebrauchen ?! Diese Frage möchte ich als Hypothese aufstellen und im Verlauf dieses Blogs erörtern.

Taiji – Quan und Gong-Übungen

Taiji Juan

Gong – Übungen

Unter dem Begriff Gong-Übungen verstehen wir die Vielzahl der vorhandenen und sich stetig verändernden Dehungs-, Kraft-, Atmungs- und Visualisierungsübungen, bekannt unter den Namen Qi Gong oder auch Nei Gong.
Qi Gong wird allgemeingültig als Visualisierungs- und Stärkungsübung der körpereigenen Energien betrachtet und findet vielfältige Anwendungsbeispiele im täglichen Leben, wie bsp. Kraft sammeln als Vorbereitung auf eine unangenehme Situation – Artztbesuch, Krankenhaus, Todesfall, Konfliktgepräche in der Familie etc. aber auch Energie speichern und haushalten der eigenen Lebensenergie auf kurzen und gerade bei langen umständlichen Reisen, Vorbereitung auf sportliche Herausforderung, Familienfeiern etc.

Nei Gong kann man am ehesten mit “Gymnastik” vergleichen. Unser Körper braucht Bewegung, neben der Bewegung ist es aber wichtig den Körper beweglich und stabil zu machen und so zu erhalten. Einen beweglichen und stabilen Körper bekommen wir mit leichten, schonenden Übungen, die täglich, überall und mehrfach angewendet werden können.

Taiji – Quan

Taiji-Quan, häufig auch Tai Chi Chuan oder einfach nur als Tai Chi bezeichnet,  ist Taiji-211x300eine chinesische “Körper- und Bewegungslehre”, beruhend auf dem Prinzip des Wandels zur Herstellung eines stabilen Gleichgewichts (Harmonisierung von Yin und Yang im Körper). Das Thema ist nahezu unerschöpflich und kann eigentlich nicht in einem Satz beschrieben werden, da es ursprünglich eine chinesische Kampfform ist. Ich werde in kommenden Artikeln weitere Aspekte bzw. Facetten der Vollständigkeit halber und aus Respekt der Menschen und Familien, die maßgeblich verantwortlich für die Formen waren und noch immer sind, beschreiben.

Bei täglicher Übung können sich positive körperliche und gesundheitliche Veränderungen einstellen.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich berichten, dass sich durch die tägliche Übung von nahezu zwei Stunden mein Körpergewicht von 89 auf 79kg reduziert hat. Dabei habe ich meine Essgewohnheiten beibehalten, zu denen gelegentliches Naschen dazu gehört.