Gehirn - Brain

Neuronale Plastizität – Meditation kann das Gehirn verändern

Taiji Juan

Der Begriff der neuronalen Plastizität bezeichnet die Eigenschaft des Gehirns veränderbar zu sein. Es ist ein fundamentaler Aspekt in jeder Form des Lernens. Kinder und Heranwachsende begegnen den Lernprozessen mal geschickter mal weniger geschickt im Alltag. Wenn Erwachsene neues Erlernen müssen, fällt es ihnen häufig sehr schwer. Menschen, die Schlaganfälle erlitten haben, müssen meist von „0“ anfangen: die Sprachzentren (Frontal-/ Temporallappen) und oder die Motorik sind oft betroffen. Gerade in diesen Fällen ist die Erkenntnis, dass das Gehirn veränderbar ist ein großer Gewinn und eine nicht zu unterschätzende Motivation. 

Kwon et al. (2011) belegten in ihrer Studie an 104 Teilnehmern (52 Experimentelle Kondition / 52 Kontroll Kondition) das Meditation zu einem Wachstum unter anderem im Frontalen, wie Temporalen Lappen des Cortex führte. Das Wachstum wurde durch Magnetresonanztomographie (MRT) gemessen. Die Teilnehmer der experimentellen Bedingung meditierten  nach der Methode der „Brain-Wave vibration meditation“. Eine Methode, die die Achtsamkeit für Körper und Geist schult. 

Die Praxis des Taijiquan, das auch als Bewegungsmeditation bekannt ist, auf Grundlage der zehn oder dreizehn Prinzipien erhöht deutlich die Achtsamkeit von Geist und Körper. Der Geist durchdringt in erster Linie den Körper und ermöglicht durch das Studium des eigenen Körpers diesen zu verfeinern. 

Es ist also nicht verwunderlich, dass Praktizierende aller Zeiten immer wieder von den verjüngenden Wirkungen der Taijiquanpraxis berichten. Der Effekt, der sich möglicherweise bei täglicher Praxis einstellt, liegt hinter unseren eigenen Augen unserem Blick verborgen. Hier könnte eine gezielte Forschung, der Wirksamkeit der Praxis des Taijiquan auf die Veränderung des Gehirns konkrete Einsichten bringen. 

 

Referenzen: 

Kwon, J., Kang, D.H., Kim, S.H., Jung, W.H., Jung, Y.H.,Choi, C.H., An, S.C., Jang, J.H., (2011) ‚‘The Investigation of Meditation Training Effects on Cortical Plasticity‘, Asian Journal of Psychiatry 4S1 (2011) S1–S39, [Online], Available at https://doi-org.libezproxy.open.ac.uk/10.1016/S1876-2018(11)60099-3 (accessed 31 Januar 2018)

 

Figuren des Yangstils Alter Rahmen

Taiji Juan

Erster Teil – ca. 5min.

Eröffnung der Form – Wakening the Qi – Qǐ shì
Schützen nach links – Ward off left
Schützen nach rechts – Ward off right
Ziehen – Drag
Drücken – Press
Push – Push – Lǎn què wěi
Erste Peitsche – Single Whip – Dān biān
Hände heben – Lift hands and step forward – Tí shǒu shàng shì
Der Kranich – White Crane spreads its wings – Bái hè liàng chì
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Laute Spielen – Playing the lute – Shǒu huī pípá
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Über das Knie streifen rechts – Brush off right knee Yòu lōu xī ǎo bù
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Laute Spielen – Playing the lute – Shǒu huī pípá
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fauststoß – Punch
Nach oben abgrenzen – Apparent close up – Rú fēng shì bì
1.Kreuz – 1.Crossed hands – Shí zì shǒu

 

Zweiter Teil – ca. 10min.

Den Tiger umarmen – Embracing the tiger an return to the mountain – Bào hǔ guī shān
Faust unter dem Ellenbogen – Fist under the ellbow – Zhǒu dǐ chuí
Den Affen abwehren – step backwards and repulse the monkey – Zuǒ dào niǎn hóu
Schräges Fliegen – diagonal flying – Xié fēi shì
Die Hände heben – Raise Hands and Step Forward – Tí shǒu shàng shì
Der Kranich – White Crane spreads its wings – Bái hè liàng chì
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Die Nadel aus dem Meeresgrund – Needle at the bottom of the sea – Hǎi dǐ zhēn
Die Arme in Fächerform – Fan Through the Back – Shàn tōng bèi
Den Gegner von oben schlagen – Turn Body and Chop with Fist – Zhuǎn shēn piē shēn chuí
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fauststoß – Punch
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Wolkenhände – Cloud Hands – Yún shǒu
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Hoher Schlag aufs Pferd – High Pat on Horse – Gāo tàn mǎ
Zehentritt rechts – Right Separation Kick – Yòu fēn jiǎo
Zehentritt links – Left Separation Kick – Zuǒ fèn jiǎo
Fersentritt links –  Left Heel Kick – zuǒ dēng jiǎo
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Über das Knie streifen rechts – Brush off right knee Yòu lōu xī ǎo bù
Tiefer Fauststoß – Step Forward and Punch Down – Jìn bù zāi chuí
Den Gegner von oben schlagen – Turn Body and Chop with Fist – Zhuǎn shēn piē shēn chuí
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fausstoß – Punch
Fersentritt rechts – Right heel kick – Yòu dēng jiǎo
Den Tiger schlagen links – Left Strike Tiger – Zuǒ dǎ hǔ shì
Den Tiger schlagen rechts – Right Strike Tiger – Yòu dǎ hǔ shì
Fersentritt links – Left Heel Kick – zuǒ dēng jiǎo
Fersentritt rechts – Right heel kick – Yòu dēng jiǎo
Den Gegner auf die Ohren schlagen
Fersentritt links – Left Heel Kick – zuǒ dēng jiǎo
Fersentritt rechts – Right heel kick – Yòu dēng jiǎo
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Nach oben abgrenzen – Apparent close up – Rú fēng shì bì
2.Kreuz – 2.Crossed hands – Shí zì shǒu

Dritter Teil – ca.15 min.

Den Tiger umarmen – Embracing the tiger an return to the mountain – Bào hǔ guī shān
Die schräge Peitsche – Diagonal Single Whip- Xié dān biān
Die Mähne des Wildpferdes teilen – Parting Wild Horse’s Mane – yě mǎ fēn zōng
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Die schöne Weberin – Fair Lady Works at Shuttles – Yù nǚ chuān suō
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Wolkenhände – Cloud Hands – Yún shǒu
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Die tiefe Schlange – Snake Creeps Down – Xià shì
Der goldene Hahn links – Golden Rooster Stands on One Leg, Left – Zuǒ jīn jī dú lì
Der goldene Hanh rechts – Golden Rooster Stands on One Leg, Right – Yòu jīn jī dú lì
Den Affen abwehren – step backwards and repulse the monkey – Zuǒ dào niǎn hóu
Schräges Fliegen – diagonal flying – Xié fēi shì
Die Hände heben – Raise Hands and Step Forward – Tí shǒu shàng shì
Der Kranich – White Crane spreads its wings – Bái hè liàng chì
Über das Knie streifen links – Brush off left knee – Zuǒ lōu xī ǎo bù
Die Nadel aus dem Meeresgrund – Needle at the bottom of the sea – Hǎi dǐ zhēn
Die Arme in Fächerform – Fan Through the Back – Shàn tōng bèi
Die weiße Schlange spritzt Gift – Turn Body and White Snake Spits out Tongue – Zhuǎn shēn bái shé tǔ xìn
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fausstoß – Punch
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Wolkenhände – Cloud Hands – Yún shǒu
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Hoher Schlag aufs Pferd – High Pat on Horse – Gāo tàn mǎ
Die durchdringende Hand –
Gekreuzter Tritt –  Cross Kick – Shí zì tuǐ
Tiefer Fauststoß – Step Forward and Punch Down – Jìn bù zāi chuí
Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows Tail – Shàng bù lǎn què wěi
Die Peitsche – Single Whip – Dān biān
Die tiefe Schlange – Snake Creeps Down – Xià shì
Stoß zu den sieben Sternen – Step Forward Seven Stars – Shàng bù qī xīng
Den Tiger reiten – Step back and Ride the Tiger – Tuì bù kuà hǔ
Den Lotus streifen – Turn Body and Swing Over Lotus – Zhuǎn shēn bǎi lián
Den Tiger schießen – Bend the Bow and Shoot the Tiger – Wān gōng shè hǔ
Drehungsabwehr – Step forward, parry – Jìn bù bān lán chuí
Fausstoß – Punch
Nach oben abgrenzen – Apparent close up – Rú fēng shì bì
3.Kreuz – 3.Crossed hands – Shí zì shǒu

Quelle:

Rückseiten der Lern DVD-Reihe Tai Chi 1-3, Dr. Stephan Langhoff, Deutscher Tai-Chi-Bund – Dachverband für Tai Chi und Qigong e.V., 2004

Wikipedia, 103-form Yang family tai chi chuan, https://en.m.wikipedia.org/wiki/103-form_Yang_family_tai_chi_chuan, accessed 03 October 2016

Fußarbeit im Yangstil Taijiquan

Taiji Juan

Den Vogel am Schwanz packen – Grasp sparrows tail

enthaltene Figuren:

Eröffnung – Wakening the Qi

Schützen nach links – Guard off left

Schützen nach rechts – Guard off right

Drücken – Press

Ziehen – Drag

Push – Push

Den Vogel am Schwanz packen
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Werbeschrift 2016

Taiji Juan

Als die Abteilungsleitung Turnen mir in einem Schreiben nahelegte, dass der „Vfl Jesteburg“ erwäge, das Taichi Angebot zu beenden, weil es unrentabel sei, gab man mir dennoch einen letzten Versuch, die Bürger zu mobilisieren und neue Mitglieder für den Verein über das Angebot zu gewinnen.

In den Medien ist bereits vieles über Taichi berichtet worden. Anders ausgedrückt: Sie, liebe Leser, können alles über das Taichi in den Medien herausfinden. Die Tiefe Ihrer Recherche hängt von Ihrer Intention ab. Und hier sind wir an der Überleitung, die ich suchte um Ihnen doch etwas von Taichi zu vermitteln, was Sie nirgendwo anders finden werden, außer hier oder im Training.

Ich möchte, dass Sie hier erfahren was mich dazu bewegte vor sieben Jahren Schüler von Frank Ahlers (Fastenleiter und Wing Tsun Lehrer des IUEWT auf Sylt), Schüler von Stephan Schreck (Schauspieler und Wing Tsun Lehrer Des IUEWT in Hamburg) und vor nahezu vier Jahren Schüler von Dr. Stephan Langhoff (Kommunikationswissenschaftler, Taichi Lehrer seit über dreißig Jahren in Hamburg und Begründer des Deutschen Taichi-Dachverbandes) zu werden und seitdem täglich zu praktizieren.

Wie alles begann
Wie so häufig begann auch meine Erfahrungsreise mit einem Schicksalsschlag. Vor etwa 11 Jahren erkrankte ich an einer autoimmunen Pankreatitis. Im Verlauf der Erkrankung musste mir nach dreimonatigem Krankenhausaufenthalt 1/3 des Magens, der Bauchspeicheldrüsenkopf und der Zwölffingerdarm entfernt werden. Von dem Tag an musste ich zu jeder Mahlzeit zwei bis drei Enzymkapseln, die die Fettverdauung in meinem Körper unterstützten, und Magenschutztabletten zu mir nehmen. Trotz sorgfältiger Diät und der Medikamente hatte ich in häufig starke Bauchschmerzen, die mich quälten.

Ich wollte mich nicht meiner Situation hilflos ergeben. Daher entschied ich mich für einen bewussten Umgang mit mir und meinem Körper. Dieser Gedanke brachte mich dazu, das Training im Wing Tsun und anschließend die Praxis des Taichi und Qi-Gong zu verfolgen. Hier fand ich geeignete Techniken, die mich im Verlauf meines Studiums dieser Künste, immer mehr von der Einnahme der Medikamente befreiten. Zuletzt konnte ich bei einem Trainingspensum von 1,5 bis 3 Stunden täglich sogar ganz auf die Enzyme verzichten.

Ich lernte den Teil meines Körpers zu kontrollieren, der mich nach der Operation immer wieder mit massiven Schmerzen heimsuchte. Dadurch verlängerte sich auch die Zeit, in der ich schmerzfrei war.
Ich konnte wieder einen erweiterten Speiseplan genießen.
Ich reduzierte mehr als 10 kg Gewicht, ohne dabei das Gefühl gehabt zu haben, das ich mich überfordere oder verausgabe.
Ich lernte Stressspitzen und lange -phasen in glückliche Empfindung und freudige Teilnahme umzuwandeln.
Ich lernte für lange Perioden den Fokus zu wahren.
Ich lernte, dass ich nicht Konsument sein muss, um Zufriedenheit zu besitzen.
Ich lernte, geistige Kapazitäten für mein nebenberufliches Psychologie-Fernstudium an einer britischen Universität – in einer Fremdsprache, ohne Abitur – erfolgreich bei einer Vollzeit-Tätigkeit zu nutzen.
Die Immunabwehr meines Körpers ist, trotz fehlenden Zwölffingerdarms, voll intakt. Grippen und Erkältungen gehen an mir vorüber oder sind innerhalb kürzester Zeit ausgestanden.

Aus psychologischer Sicht würde ich sagen, dass ich einerseits die Elastizität meines Gehirns gefördert und andererseits meine Anti-Stressstrategien weiter entwickelt habe. Ich bin widerstandsfähiger und aufnahmebereiter geworden.

Ich bin dadurch weder ein besserer Mensch noch ein Übermensch geworden, aber ich bin zuverlässiger, aufgeschlossener, teilnehmender, kraftvoller, genügsamer und gesünder.

Dass ich kein Einzelfall bin, kann jeder in den öffentlich zugänglichen Berichten, Schriften und Medien nachverfolgen.

Für wen ist Taichi zu empfehlen?
Die Praktiken des Taichi sind unter anderem geeignet
für junge Menschen, insbesondere Schüler, die lange Zeiten in sitzender Position während des Lernens, Übens oder Lösens der Hausaufgaben verbringen müssen;
für junge Menschen, die im leistungsorientierten Sportangebot aufgrund ihres Übergewichts und der daraus resultierenden „Unsportlichkeit“ keinen Zugang zur Körperkultivierung finden;
für junge Menschen, die durch innere Unruhe den Fokus, ihre Konzentration oder Achtsamkeit verlieren und dadurch geringere schulische oder akademische Leistung bringen;
für junge Menschen, die ihr Selbstbewusstsein und ihre Widerstandsfähigkeit stärken wollen.
für junge, begabte, aktive Menschen geeignet, die ihre Ausdauer, Kraft und geistige Kapazität steigern wollen und/ oder ihr seelisches Gleichgewicht verbessern möchten;
für Menschen, die im Alltag unterschiedlichen Stresspegeln ausgesetzt sind, die sie nicht bewältigen können und sich überfordert fühlen;
aber auch für Menschen, die Ihre Stressresistenz steigern wollen, um verantwortungsvolleren Aufgaben mit einer gewissen Leichtigkeit zu begegnen;
für Menschen, die sich nicht mit Ihrer Situation zufrieden geben wollen, wobei Taichi, Wing Tsun und Qigong nicht das Ziel sind, aber der Weg, um zu verstehen, wie man Situationen begegnet;
für diejenigen, die eine mäßige körperliche Kondition haben und sportlicher werden wollen;
und zuletzt auch für alte Menschen geeignet, die sich mit leichter Bewegung kräftigen und gesund erhalten wollen.

Fallbericht
Aus meiner eigenen Lehrerfahrung kann ich von einem Fall berichten, in dem eine 73-jährige Dame nach einem Schlaganfall ihren Gleichgewichtssinn verloren hatte. Als die Frau meinen Unterricht besuchte, war sie bereits wieder völlig eigenständig. Trotzdem gelang es ihr nicht mehr, auf dem heimischen Crosstrainer zu üben. Durch den gezielten Einsatz einer Taichi-Übung konnte die Frau, die diese Übung täglich mehrfach praktizierte, nach bereits zwei Monaten wieder den Crosstrainer benutzen. Ob nun diese Übung ausschließlich oder die Kombination von verschiedenen Übungen, die die Frau praktizierte, den Erfolg brachte, kann ich nicht beurteilen. Die Dame war mit dem Resultat jedoch so zufrieden, dass sie mir den Erfolg zuschrieb.

Sportphysiologische Zahlen und Fakten
Den sportlich interessierten Lesern möchte ich am Ende noch folgende Daten mitteilen:
Bei der Durchführung eines Durchlaufes der Form des Yang-Stil-Alter-Rahmen, also bei einer Praxis-Zeit von 37:28 Minuten verbrannte mein Körper zuletzt 429 kcal. Dabei lag meine durchschnittliche Herzfrequenz bei 131 bpm und meine maximale Herzfrequenz für 1 Minute bei 166 bpm. Die längste Belastungsdauer lag bei 13:21 Minuten bei einem Herzschlag, der zwischen 146 bpm und 164 bpm schwankte. Nach 38 Minuten kommentierte ein Zuschauer mein Training mit: „Du, dein Oberteil ist klitschnass. Ich glaube Du schwitzt.“ Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung war ich 41Jahre jung, 189 cm groß und hatte ein Gewicht von 82,5 kg.

Ich habe 3 Jahre tägliche Kultivierung gebraucht, um die Form des Yang-Stils vollständig zu erfassen. Zwei Jahre benötigte ich um den ersten Teil des Chen-Stils zu erlernen. Weitere zwei Jahre täglicher Praxis sind seitdem vergangen und ich freue mich auf weitere Jahre und zahllose weitere Erfahrungen.
Wann und wo findet das Training statt?
Das Training findet jeden Sonntag von 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr in Jesteburg statt. Im Sommer trainieren wir an der frischen Luft. Bei schlechtem Wetter sind wir im Tanzsaal des Vfl Jesteburg, der sich im Vereinshaus befindet.

Körperkultivierung statt Freizeitbeschäftigung

Allgemein, Sichtweisen, Taiji Juan

Taijiquan – ganzheitliches Körperkonzept oder Kultivierung des Körpers

Wir waschen mehrfach am Tag unsere Hände, mindestens einmal täglich das Gesicht. Die Zähne putzen wir uns mindestens dreimal täglich. Unsere Haare und unseren Körper waschen wir ebenfalls mindestens einmal am Tag. Unsere Handnägel schneiden wir mindestens einmal in der Woche. Das Schneiden der Fußnägel und das Waschen der Füße, die Ohren- und Nasenreinigung gehören ebenfalls zur Körperpflege, werden aber eher stiefmütterlich behandelt, weil die Gliedmaßen entweder zu weit entfernt für unser Bewußtsein oder erst gar nicht in Sichtweite dessen sind. So verhält es sich ebenauch mit unserem gesamten Körper. Wir sehen täglich unseren Körper aber wir kommen nicht auf die Idee diesen zu kultivieren.

Stattdessen bemühen wir uns vergeblich einer in der katholischen Kirche als Todsünde bezeichneten Geisteshaltung hinterher zu laufen; der Eitelkeit (Superbia). Wir wollen schlank sein, einen ausgeprägten Tonus besitzen, viel Muskelmasse zur Schau tragen, eine makellose Haut und weißgebleichte Zähne präsentieren. Die Haare dürfen nicht ergrauen und die Augen müssen funkeln. Unsere Motivation ist koketieren um Erfolg. Wir bulen um Anerkennung und schaffen Neid und Mißgunst und erschaffen dadurch eine weitere Sünde. Wir bekommen Bewunderung und verfallen in schwachen Momenten wieder in alte Gewohnheiten und wundern uns warum unsere Bemühungen zum wiederholten Male gescheitert sind.

Durch zu Hilfe nahme von chemischen Präparaten (bsp. Anabole, Körperpflegemittel die den Säureschutzmantel unserer Haut auflösen, Abnahmepräperate) , zerstören wir unseren Körper von Innen sowie von Außen für den Augenblick des Glücks. Ein Großteil der Menschheit hat die Kultivierung des Körpers verlernt. Wir treiben Sport der Gesundheit wegen. Sport ist ein Leistungsmonitor; wir sind dazu in der Lage unserer Eitelkeit vollen Ausdruck zu verleihen, in dem wir uns mit der erbrachten Leistung mit unserem Mitmenschen messen.

Dies hat aber nichts mit Kultivierung zu tun. Bei der Kultivierung ist der Motor und die damit verbundene Motivation kein Ziel sondern ein Weg. Sowie man zum Putzen der Zähne eine Zahnbürste und ein Zahnputzmittel braucht, benötigt man auch zur Kultivierung des Körpers ein Vehikel. Dafür haben die alten Taoisten beispielsweise eine Vielzahl von sogenannten Gong-(oder Kung) Übungen oder Yoga-Übungen und das Taijiquan geschaffen. Die bekanntesten Gong-Übungen sind wohl Qi-Gong, wobei es auch hier unzählige Unterkategorien gibt. Weitere Gong-Übungen sind Nei- oder Dong-Gong. Alle verfolgen unterschiedliche Kultivierungsziele. Während die einen auf energetischer Ebene wirken, zielen die anderen auf die Dehnung des Gewebematerials ( Muskeln, Sehnen, Bänder, Bindegewebe, Haut ), andere wiederum auf die Stärkung des Körpers, einige auf die Erweiterung des Atemumfangs und andere auf die Durchblutung des Knochenmarkes.

Vergleich der 13 Prinzipien nach Yang Chenfu und der 10 Prinzipien nach Yang Zhenduo

Allgemein, Bewegungslehre, Taiji Juan

An dieser Stelle vergleiche ich die Prinzipien zweier Generationen des Yang Stil – Taijiquan sowie sie an uns weiter gegeben wurden und kommentiere sie mit eigenen Gedanken, die ich im Laufe meiner weiteren Erforschung ergänze, oder vielleicht sogar gänzlich verwerfe:

„Seek stillness in movement – Suche / Suche die Bewegungslosigkeit in der Bewegung“ heisst es bei Yang Chengfu. Nach Yang Zhenduo ist die deutsche Übersetzung reduziert auf und verändert in „Die Ruhe in der Bewegung“.

Kommentar: Oberflächlich betrachtet ändert sich vielleicht nicht viel und man könnte leichtfertig von Spitzfindigkeiten sprechen, wenn man „stillness“ eben nicht mit „Ruhe“ sondern mit dem richtigen englischen Begriff „Bewegungslosigkeit“ übersetzt. Dennoch sind Bewegungslosigkeit und Ruhe nicht gleichwertige Begriffe auch wenn wir Ruhe häufig synonym verwenden, um auszudrücken das etwas unbewegt ist.

Geht es in diesem Prinzip wirklich darum den Geist zur Ruhe kommen zu lassen ? Geht es wirklich darum die Emotionen zu besänftigen ? Geht es bei diesem Prinzip wirklich um die Harmonisierung des körperlichen Gleichgewichts ?

Vielleicht versteckt sich hier mehr eine Eselsbrücke für den Praktizierenden, die ihn daran erinnert, dass in Bewegungen der Taille wie im Übergang von „Schützen nach rechts“ zu „Ziehen“ beispielsweise, die Arme und die Hüfte unbeweglich bleiben sollen. Dennoch bewegen sich die Arme und die Hände um nahezu 1m auf einer Kreisbahn um die Körperachse durch Drehung der Taille. Betrachtet man den Übergang von der Figur „Peitsche“ in die Figur „Hände heben“ werden auch hier die Arme durch die Rotation der Taille bewegt. Ausserdem werden die Füße, d.h. die Beine ebenfalls durch die Taillendrehung und Gewichtung in Bewegung versetzt. Dennoch sind die angesprochenen Körperteile unbewegt.

Durchaus wäre eine strategische Botschaft für den Nahkampf hier auch denkbar. Ein regloses Körperteil im bewegten Körper könnte auch mit einer Art Steifheit gleichgesetzt werden. Steifheit eines Körperteiles führt häufig zu einer Verkettung von der umgebenden Muskulatur und den verbindenden Gelenken. Dieses Körperteil im Kontrahenten zu suchen, könnte einen entscheidenden strategischen Vorteil bringen. Allerdings sei gesagt, dass wir uns hier bereits in der Ringer-Distanz, also Würfe, Griffe, Hebel und Locks, befinden.

In jedem Yang findet sich auch ein Yin. Ist Yang vollendet, war Yin bereits da. Ist Yin abgeschlossen, hat Yang längst begonnen.

Die dreizehn Prinzipien des Taijiquan nach Yang Chenfu

Allgemein, Taiji Juan

Generally speaking, there are thirteen important points in taijiquan. These are:

  • Sink the shoulders and drop the elbows;
  • contain the chest and pull up the back;
  • the qi sinks to the dantian;
  • an intangible energy lifts the crown of the head;
  • loosen the waist and kua;
  • distinguish empty and full;
  • upper and lower follow one another;
  • use mind intent, not strength;
  • inner and outer are united;
  • intention and qi interact;
  • seek stillness in movement;
  • movement and stillness are united;
  • proceed evenly from posture to posture.

These thirteen points must be attended to in each and every movement. One cannot neglect the concept of these thirteen points within any of the postures. ( Quelle: Yang Chengfu, The Essence and Applications of Taijiquan – translated by Louis Swaim, Kindle-Edition, S.11 )

DAN TIAN – Dantian

Gong-Übungen, Taiji Juan

Mystik, Glaube oder Wissen. Wie erklärt man ein Phänomen, das in einem Teil der Welt Realität ist und doch für den Rest der Welt nicht fassbar scheint – noch nicht !? Das Dantian stellt den Menschen, der sich mit Tai Chi Chuan, dem Qigong oder einer anderen Kampfform ernsthaft beschäftigt vor eine große Herausforderung: zunächst muss man sich auf die Existenz einer im Körper befindlichen Struktur, eines „Energiezentrums“, manchmal findet man auch den Versuch es als eigenständiges Organ zu beschreiben, einstellen. Dann muss man akzeptieren, dass sich dort das Energiezentrum, der Schwerpunkt, also der Hauptsitz unserer Kraft befindet. Weiter muss man in diesem Dan Tian die Kraft sammeln und dorthin lenken, wo man sie braucht; und zu guter letzt setzt beispielsweise der Chen Stil des Taiji Chuans eine bewusste Rotation im und entgegen des Uhrzeigersinns vorraus, um den Stil der spiralförmigen Bewegungen „korrekt“ zu erlernen.

Die westliche Anatomie kennt das Dan Tian nicht. Als Organ ist es weder lokalisierbar noch fassbar,

mittleres Dantian als Mondsichel unteres Dantian als Schmelztigel

mittleres Dantian als Mondsichel
unteres Dantian als Schmelztigel

geschweige denn das es jemals ein Mensch zu gesicht bekommen hätte. Trotzdem deckt sich zu 99% die Lokalisierung des Dan Tians in nahezu jeder Literatur. Es befindet sich ca. 3-4 Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels innerhalb der Bauchhöhle am Rückgrat. „…, the dan tian refers to what is actually the lower dan tian in Chinese medicine: a point about three fingers below the navel and about a third of the way in toward the spine.“ schreibt Mark Chen in „Old Frame Chen Family – Taijiquan“ auf Seite 50. Warum eigentlich „lower dan tian“ ? Gibt es auch ein „higher dan tian“ , also ein oberes ? Diese Frage ist eindeutig zu bejahen ! Nach Auffasung der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es sogar zwei weitere Dan Tian: Jedes dieser Dan Tian befindet sich in einer weiteren Körperhöhlung. Das bedeutet das nächsthöhere, mittlere befindet sich in der Brusthöhle, hinter dem Solarplexus, dem Sonnengeflecht. Das letzte also das oberste hat seinen Sitz im Schädel, in der Kopfhöhlung und wird hinter der Stirn lokalisiert. „Expert Taiji practitioners actually have a distinct „ball“ of muscle in their abdomen that they can move around at will.“, so Mark Chen weiter. Maik Albrecht steht dem Dantian sehr skeptisch gegenüber. Dabei beruft er sich auf die Haltung Bruce Lee´s der „mystischen Kraft“ aus der unteren Bauchregion, die zu sehr als Wundermittel glorifiziert wurde, nichts geheimnisvolles beimessen wollte. „Dabei ist überhaupt nichts Geheimnisvolles daran. Der dantian ist die Schaltstelle der Energie unseres Körpers. Seine Lage und seine Eigenschaften ergeben sich auf natürliche Weise aus unserer Anatomie. Das wusste auch Meister Lee sehr genau.“ so Maik Albrecht in „Wu – ein Deutscher bei den Meistern in China“ Seite 307.

Jan Silberstorff wiederum schreibt in „Chen: Klassisches Taijiquan im lebendigen Stil“ auf Position 929 eKindle Edition: “ Yin-Energie aus der Erde und Yang-Energie aus dem Himmel verschmelzen zusammen im Dantian. Der Körper ist entspannt und gesunken, ruhig und gesammelt. Dann – wenn Yin und Yang miteinander verschemelzen – schießt die Kraft vereint nach außen. So das Bild. Wir lernen in der Taijiquan-Form, innere Energie zu entwickeln und im Körper kreisen zu lassen. “ Auf Position 3131 kommt folgendes zum Ausdruck: „Dies im Kleinen könnte auf äußerster Ebene als unser inneres Wuji bezeichnet werden. es ist unser Zentrum, unser Dantian. Hier entspringt alle Bewegung, alles Leben; alle Energien finden hier ihre Sammlung und ihren Ursprung.“

Mark Chen liefert in seinem Buch auf S.51 eine Anleitung darüber wie das Dantian lokalisiert und trainiert werden kann. Er schreibt: „Now you must try to find your dantian. One way to do this is to contract- gently – the muscles of the perineum (the sphincter and urogenital muscles) and imagine them converging to a point inside your body. Your subjective perception of that point corresponds to the location of the dantian. Be certain that you do not strain as you do this.“ – Jetzt versucht man das Dantian zu finden. Eine Möglichkeit ist die sanfte Kontraktion der Dammmuskulatur wobei man sich vorstellt, wie diese in einem Punkt im Körperinneren zusammenlaufen. Die subjektive Wahrnehmung dieses Ortes korrespondiert mit der Lage des Dantian. Überlaste während der Ausführung die Muskulatur nicht zu stark.

Wer eine gute Körperwahrnehmung besitzt, fühlt vielleicht, wie sich beim „hinaufziehen“ der Dammmuskulatur das Zwerchfell senkt und ebenfalls anspannt, babei wird die Bauchhöhle verkleinert und die darin befindlichen Organe erfahren eine leichte Konzentration.

Im weiteren Verlauf seiner Ausführung beschreibt Mark Chen das die Hände, das Gewicht und der Atem den zunächst gegen den Uhrzeigersinn und anschließend dem Uhrzeigersinn laufenden Bewegungen des Dantian folgen.

Frieder Anders erwähnt auf Seite 102 seines Buches „TAICHI – Grundlagen der fernöstlichen Ch´i Fluss Bewegungskunst“ ein medizinisches Traktat aus dem 17.Jahrhundert: „Nachdem man reines ch´i durch die Nase eingeatmet hat, lenkt man es mit Hilfe der Sehkraft und des Speichels zum unteren tan t´ien und hält es dort etwas fest. Das bedeutet einmal einatmen. Indem man den Aftermuskel leicht anzieht, läßt man ch´i mit Hilfe der Vorstellung und der Sehkraft durch den Lenker-Meridian hochsteigen, vom Steißbein (unteres Tor) über das mittlere Tor und das Jadekissen (oberes Tor) zum nao kung (Gehirnpalast). Das bedeutet einmal ausatmen. Wenn man dies unablässig übt, dann wird die Lebenskraft (chin sheng) stark und blühend, und die 100 Krankheiten können nicht entstehen.“ (Anmerkung: Viele ursprünglich chinesische Texte sind in die englische Sprache und anschließend in das deutsche übersetzt worden, daher

ergeben sich häufiger als einem recht ist, Übersetzungsfehler. Ich denke, was hier mit „Sehkraft“ bezeichnet ist meint eigentlich Visualisierung und damit eher

Kosmischer Kreislauf

Kosmischer Kreislauf

eine Art Vorstellungskraft bei der die Augen die Bewegung des Ch´i verfolgen.)

Der Stammbaum des Yang Stils

Taiji Juan

Die Geschichte des Taiji Juan ist nebulös. Die Literatur und die Fachleute sind sich nicht wirklich einig. Sicher scheint nur das die Quelle des Yang, Sun und Wudan Stil des Taiji Juan im Ch´en Stil liegt. Die Stile sind Familienstile und wurden ausschließlich innerhalb der Familie weitergegeben. Yang Lu-Ch´an beobachtete den berühmten Taichi Meister Ch´en Chang-Hsing heimlich während des abendlichen Unterrichts. Er hatte sich als taubstummer Diener ausgegeben, um in der Nähe des Meisters zu sein. Nach vielen Jahren des heimlichen Trainings wurde er entdeckt. Er wurde Prüfungen unterzogen und erwies sich als fähig um unterrichtet zu werden. Später erhielt er den Beinamen „Yang, der nicht kämpft“. Er unterrichtet später am kaiserlichen Hof, wo er den YANG-Stil entwickelte, der im wesentlichen Elemente des Schiebens, Drückens und Ziehens beinhaltet. Diese Form ist für großleibige Menschen mit wenig Beweglichkeit und Geschicklichkeit konzipiert, wie die Feudalherren am kaiserlichen Hof. Heute wird der Yang Stil noch immer durch den Erben Yang Lu-Ch´ans Yang Zhenduo einerseits und bis 1985 von dem anderen Urgroßenkel Yang Shou-Chung vermittelt.

10 Prinzipien des Yang Stils

Taiji Juan

1) Den Kopf gerade aufrichten

Der Kopf sich gestreckt, sodass der Nacken gerade wird. Der Blick ist nach vorne gerichtet und wach. Die Aufmerksamkeit ist hinter dem Kopf. Der Mund bleibt auf eine natürliche Art geschlossen. Die Zungenspitze berührt hinter den oberen Zähnen den Gaumen. Bei abwärts stoßenden Bewegungen wie etwa „Nadel in den Meeresboden“ folgen Blick und Kopf der Bewegungsrichtung.

2) Ruhe in der Bewegung

Tai Chi ist eine “Stille-Übung”. Als gewünschte Folge stellt sich ein stabilisierendes Gleichgewicht ein sowie eine ruhige, stetige Atmung.  Der Bewegungablauf ist ohne körperliche Anstrengung und Anspannung. Diese „Bauchatmung“ soll als voll und angenehm empfunden werden. Das Vorbild ist eine ruhige Wasseroberfläche, die alles unverfälscht widerspiegelt.

3) Die Schultern, Ellbogen und Handgelenke senken

Dieses Prinzip hilft nachhaltig bei verspannter Nacken- und Rückenmuskulatur. Das Taiji Juan wird dadurch kraftlos und die Bewegung ist eine lokale Bewegung und keine von ganzen Körper vollzogene mehr. Bei den Ellbogen ist zu beachten, dass sie weder allzu passiv hängen gelassen werden noch zu steif nach außen gedreht werden.

4)  Die Brust senken – Rücken dehnen

Der Brustkorb soll auf natürliche Weise gehalten werden, d.h. weder künstlich herausgestreckt noch zu sehr nach innen eingesunken sein. Das Herz wird in eine schonende Position gebracht. Auf diese Weise können sich die Schultern frei bewegen. Im Rücken soll sich ein rundes und gleichzeitig gestrecktes Gefühl einstellen: Von der Hüfte aufwärts kann so die innere Kraft aus der Wirbelsäule bis in die Finger aufsteigen und es kommt zu der angestrebten Ganzkörperbewegung. Meister FU sagt: „Wie eine Katze vor dem Sprung auf die Maus…“

5) Das Kreuz entspannen

Ein entspanntes Kreuz sorgt für eine stabile Körperbasis und verleiht innere Spannkraft.

6) Die Leere und Fülle unterscheiden

Dieses Prinzip  behandelt das für Taiji Juan typische Verlagern des Körpergewichts. Erst die Durchdringung dieses einfachen auf reiner mechanik beruhenden Prinzips erlaubt die anmutigen, fließenden Schrittfolgen in Zeitlupe. Viele weitere Aspekte gehören dazu, bsp. die Fußhöhlung und das Nachaußendrücken der Knie.

7) Inneres und Äußeres verbinden

Der Körper stellt das Äußere dar. Er soll mit dem Gedanken eine harmonische Einheit bilden. Die Kultivierung des Willens ist somit ein zentraler Punkt. Die Vorstellungskraft führt den Körper.

8) Kraft des Geistes statt Körperkraft

Es geht beim Taiji Juan nicht um den Einsatz roher Körperkraft. Es geht darum die Kräfte seines Körpers und das Zusammenspiel dieser mit den elementaren Kräften der Natur zu kennen und effizient zum Einsatz zu bringen. Dabei steht zunächst die Forderung des Lösens von der eigenen Kraft.

9) Unten und oben des Körpers koordinieren

Nur durch die Koordination der oberen und unteren Körperhälfte kann bleiben die Kräfte im Gleichgewicht (Yin und Yang). Die Wurzel der Bewegung liegt in den Füßen und soll über die Hüfte und die Wirbelsäule in die Arme gehen. Sie zeigt sich in den Händen! Hilfreich ist hier auch die Vorstellung der „Sechs Harmonien“.

10)  Bewegung ohne Anfang und Ende

Im Taiji Juan werden die Bewegungen in einem steten Fluss ausgeführt. Sie verschmelzen zu einer Einheit, und wirken daher wie ein Kreis. Das Ende einer Figur ist der Anfang der kommenden, so mit ist das Ende der Form auch wieder der Anfang.

Die Zehn Prinzipien des Yang Stils nach Yang Zhenduo, durch Dr.Stephan Langenhoff kommentiert. Die Kommentare habe ich in einigen Fällen reduziert oder verändert.